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Lesetext

Hier finden Sie den Lesetext zum jeweiligen Thema. Die Texte wurden nach wissenschaftssprachlichen Standards verfasst, die darin verwendeten Literatur- oder Internetquellen finden Sie im Literaturverzeichnis. Wenn Sie Übungen zu den Lesetexten bearbeiten möchten, klicken Sie bei dem jeweiligen Thema das Leseverstehen an.

Ablauf und Aufbau eines Studiums

Das Jahr an der Hochschule ist meistens in zwei Semester aufgeteilt: Sommersemester und Wintersemester. Jedes Semester dauert ein halbes Jahr: Das Sommersemester (SoSe) geht an Universitäten und den meisten Hochschulen vom 1. April bis zum 30. September, das Wintersemester (WiSe) vom 1. Oktober bis zum 31. März. An Fachhochschulen beginnen die Semester jeweils einen Monat früher (vgl. https://www.studis-online.de/StudInfo/Glossar/Semester.php, Zugriff 18.08.20). Innerhalb eines Semesters wird zwischen der Vorlesungszeit und der vorlesungsfreien Zeit (Semesterferien) unterschieden. Die Vorlesungszeit beginnt ca. zwei Wochen nach dem Semesterbeginn und endet ca. sechs bis acht Wochen vor dessen Ende. In der Vorlesungszeit finden die Lehrveranstaltungen statt, die vorlesungsfreie Zeit ist dagegen für Praktika, Hausarbeiten, Vor- und Nachbereitung der Semesterinhalte und häufig für Prüfungen und Klausuren vorgesehen. Viele Studierende verbessern in den Semesterferien ihre finanzielle Situation und gehen einem Nebenjob nach.

Aufbau und Inhalte einzelner Studiengänge sind in deren Studien- und Prüfungsordnungen (SPO) geregelt. Hier ist auch die Regelstudienzeit festgelegt, d.h. die Zeitspanne, in der ein Studiengang einschließlich vorgesehener Abschlussprüfungen studiert werden soll. Bei Überschreitung der vorgegebenen Regelstudienzeit um vier bis sechs Semester werden in einigen Bundesländern Langzeitstudiengebühren erhoben. Die Studienordnung beschreibt zudem, welche Veranstaltungen für einen erfolgreichen Studienabschluss belegt werden müssen und dient so der Orientierung der Studierenden. Anhand der Studienordnung planen die Studierenden den Studienplan für jedes Semester. Die Prüfungsordnung legt dagegen fest, welche Studien- und Prüfungsleitungen in den Veranstaltungen erbracht werden müssen. Da SPOs regelmäßig geändert und angepasst werden, ist es wichtig, genau zu wissen, welche SPO für den eigenen Studienbeginn gültig ist. Die SPOs können auf der Webseite der Hochschule eingesehen werden.

Die Studieninhalte modularisierter Bachelor- und Masterstudiengänge sind in Module unterteilt. In einem Modul werden Lehrveranstaltungen mit einem bestimmten inhaltlichen oder thematischen Schwerpunkt zusammengefasst. Das Ziel jedes Moduls ist die Vermittlung bestimmter Kern- und Schlüsselkompetenzen. Jedes Modul wird mit einer Prüfung abgeschlossen. Die Prüfung kann in Form einer Klausur, einer schriftlichen Hausarbeit, einer schriftlichen oder mündlichen Prüfung, eines Portfolios oder einer Projektarbeit erfolgen. Jede Prüfung wird benotet und fließt zu einem bestimmten, in der Prüfungsordnung festgelegten Anteil, in die Gesamtnote des Studiums ein (vgl. https://www.bachelor-studium.net/studienverlauf, Zugriff 18.08.20). Grundsätzlich werden Module in Pflichtmodule, Wahlpflichtmodule und Wahlmodule unterteilt. Die Pflichtmodule sind für das Bestehen des Studiums obligatorisch, bei Wahlpflichtmodulen kann man innerhalb eines Themenbereichs Lehrveranstaltungen nach eigenem Schwerpunkt oder Interesse wählen. Bei einem Wahlmodul muss man interdisziplinär arbeiten und Lehrveranstaltungen aus anderen, fachfremden Bereichen besuchen (vgl. https://www.das-richtige-studieren.de/vor-dem-studium/studienablauf/, Zugriff 18.08.20).

ECTS-System

Zusätzlich zur Note werden für jedes Modul bzw. für jede Lehrveranstaltung im Modul Studienpunkte -- Credit Points (CP) vergeben. Credit Points sind ein Teil des European Credit Transfer and Accumulation System, kurz ECTS, und sind im Rahmen des Bologna-Reformprozesses zur Erleichterung der Studierendenmobilität im europäischen Hochschulraum entstanden (vgl. https://www.studis-online.de/Studieren/ects.php, Zugriff 18.08.20). Die Anzahl der Credit Points pro Lehrveranstaltung bzw. Modul errechnet sich aus der Arbeitszeit, die durchschnittlich dafür aufgebracht werden muss. Ein Leistungspunkt entspricht dabei ca. 30 Stunden Arbeitsaufwand. Damit ist nicht nur reine Präsenzzeit in einer Lehrveranstaltung, sondern auch die Vor- und Nachbereitung der Veranstaltungs- bzw. Modulinhalte gemeint. Für die Prüfungsleistungen eines Moduls sowie für die Bachelor- oder Masterarbeit werden zusätzliche CP vergeben. In der Regel muss man pro Semester 30 CP erwerben, bei einem sechssemestrigen Bachelor braucht man also 180 Leistungspunkte, was insgesamt 5400 Arbeitsstunden entspricht. Ein viersemestriger Master würde bei 30 CP pro Semester 120 Leistungspunkte umfassen, was einen Zeitaufwand von 3600 Stunden bedeuten würde (vgl. https://www.studis-online.de/Studieren/ects.php, Zugriff 19.08.20). Zusammen sollen Bachelor und Master in Deutschland 300 CP ergeben. In einigen Studiengängen kann die Aufteilung des Arbeitsaufwandes auch anders ausfallen: beispielsweise 210 oder 240 CP im Bachelorstudium und entsprechend 90 oder 60 CP im Masterstudium. Konkret würden diese Zahlen für einen Studienabschluss innerhalb der Regelstudienzeit einen Arbeitsaufwand pro Woche von etwa 35-40 Stunden bedeuten. Daher ähnelt das normale Studium einer Vollzeitbeschäftigung einer/eines Angestellten (ca. 40 Stunden pro Woche) und wird als Vollzeitstudium bezeichnet.

Veranstaltungstypen

Das Lehrangebot einer Hochschule wird jedes Semester neu erstellt und für jeden Fachbereich in Form eines Vorlesungsverzeichnisses präsentiert. Hochschulen bieten das Vorlesungsverzeichnis in digitaler Form über das Internet an. Einige Hochschulen oder einzelne Institute pflegen auch kommentierte Vorlesungsverzeichnisse, in denen einzelne Lehrveranstaltungen von den Dozierenden näher erläutert werden. An Hochschulen und Universitäten werden verschiedene Arten von Lehrveranstaltungen angeboten: Die gängigsten sind Vorlesungen, Tutorien, Pro- und Hauptseminare, Übungen, Kolloquien und Projektstudien oder Projektseminare. Die Art der Veranstaltung ist im Vorlesungsverzeichnis vermerkt.

Vorlesungen werden in der Regel in Form von Frontalunterricht gehalten und dienen der Vermittlung vom Basisfachwissen. Früher wurde in Vorlesungen aus eigenen oder fremden Werken vorgelesen. Auch heute lesen einige Dozierende noch aus ihren Skripten vor, die freie Rede hat sich jedoch durchgesetzt. Häufig werden die Vorträge durch den Einsatz digitaler Medien in Form von digitalen Präsentationen unterstützt. In der Regel werden die verwendeten Folien und Skripte für die Studierenden auf Lernplattformen (Moodle, Mahara, OLAT) zum Herunterladen zur Verfügung gestellt. Die Einbeziehung von Studierenden in Form einer klassischen Diskussion ist in einer Vorlesung nicht vorgesehen, was in großen Vorlesungen mir mehreren Hundert Studierenden auch nicht möglich wäre. Auf Verständnisfragen seitens der Studierenden wird jedoch eingegangen. Eine besondere Form der Vorlesung ist die Ringvorlesung. Sie widmet sich einem Themengebiet, wird aber von mehreren Dozent:innen, meist aus verschiedenen Fachbereichen oder Hochschulen, gehalten.

In der Regel dauert eine Vorlesung 90 Minuten und startet eine Viertelstunde später als es im Vorlesungsverzeichnis angegeben ist. Dieser Beginn ist typisch für den deutschsprachigen Raum und wird als akademisches Viertel, kurz c.t. für cum tempore, (lat.: ‚mit Zeit') bezeichnet. Im Gegensatz dazu bedeutet das Kürzel s.t. für sine tempore (lat.: ‚ohne Zeit') den Beginn der Veranstaltung zur angegebenen vollen Stunde.

Häufig werden Vorlesungen durch Tutorien oder Übungen begleitet. Das Ziel dieser Veranstaltungen ist den Studierenden ein besseres Verständnis der Vorlesungsinhalte zu vermitteln und sie bei Lernschwierigkeiten zu unterstützen. Tutor:innen, die Tutorien leiten, sind in der Regel selbst Studierende in höheren Semestern. Die Übung kann auch von denselben Dozierenden wie der Vorlesung angeboten werden. Bei dieser Art der Veranstaltungen wird im Gegensatz zur Vorlesung generell in kleinen Gruppen gearbeitet, um den Studierenden eine Diskussions- und Übungsmöglichkeit zu geben.

Seminare finden in einem kleineren Rahmen als Vorlesungen statt. In dieser Art der Veranstaltung liegt der Schwerpunkt auf der Interaktivität der Beteiligten -- Wissenserwerb oder Vertiefung von Kenntnissen vollzieht sich in der intensiven Auseinandersetzung mit Inhalten durch Präsentationen, Austausch und Diskussionen. In Seminaren werden u.a. Referate gehalten und Hausarbeiten geschrieben. In der Regel dauern Seminare auch 90 Minuten, häufig werden sie auch als Blockveranstaltung (180 Minuten) angeboten, um konzentrierter an einem Themenbereich arbeiten zu können.

An einigen Hochschulen wird zwischen Pro-, Haupt- und Oberseminaren unterschieden. Diese Bezeichnungen verweisen auf den Studienabschnitt, dem das Seminar zugeordnet ist. Proseminare werden im sogenannten Grundstudium (die ersten drei bis vier Semester des Bachelorstudiums) belegt, Hauptseminare dagegen im vertiefenden Hauptstudium (fünftes und sechstes Semester des Bachelorstudiums). Oberseminare werden erst im Masterstudium angeboten (vgl. https://www.geisteswissenschaften.fu-berlin.de/we05/studium/faq/allgemeinefragen/proseminar_hauptseminar.html, Zugriff 19.08.20).

In sogenannten Projektseminaren liegt der Schwerpunkt auf der praxisnahen problemorientierten Arbeit. In kleineren Gruppen entwickeln Studierende in Begleitung der Dozierenden eine konkrete Fragestellung, die im Rahmen des Praxisprojektes bearbeitet und anschließend präsentiert wird. An Universitäten für angewandte Wissenschaften finden Projektseminare in Forschungslabors und Unternehmen statt.

Als Kolloquium wird eine Veranstaltung bezeichnet, in der sich die Doktorand:innen, Bachelor- oder Master-Kandidat:innen über den Fortschritt ihrer wissenschaftlichen Arbeiten austauschen. Der Begriff Kolloquium wird auch für bestimmte mündliche Prüfungen, z.B. die Verteidigung einer Bachelor- oder Masterarbeit verwendet. Diese Art von Kolloquium besteht aus zwei Teilen: einer Präsentations- und einer Diskussionsphase.