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Lesetext

Hier finden Sie den Lesetext zum jeweiligen Thema. Die Texte wurden nach wissenschaftssprachlichen Standards verfasst, die darin verwendeten Literatur- oder Internetquellen finden Sie im Literaturverzeichnis. Wenn Sie Übungen zu den Lesetexten bearbeiten möchten, klicken Sie bei dem jeweiligen Thema das Leseverstehen an.

Hochschultypen und Studienformen

In Deutschland gibt es über 4001 verschiedene Hochschulen. Der Begriff Hochschule wird häufig als Oberbegriff verwendet, die Hochschulen werden in unterschiedliche Hochschultypen unterteilt. Dabei unterscheidet man folgende Typen:

  • Universitäten und Hochschulen
  • Kunst-, Musik- und Filmhochschulen
  • Fachhochschulen für angewandte Wissenschaften
  • Fachhochschulen für öffentliche Verwaltung
  • Duale Hochschulen
  • Berufsakademien
  • Fernhochschulen
Bereich 2017/2018 2018/2019 2019/2020
Hochschulen insgesamt 429 425 424
Universitäten 106 106 107
Pädagogischen Hochschulen 6 6 6
Theologische Hochschulen 16 16 16
Kunsthochschulen 53 52 52
Fachhochschulen (ohne Verwaltungsfachhochschulen) 218 215 213
Verwaltungsfachhochschulen 30 30 30

Tabelle 1: Hochschulen nach Hochschularten, Wintersemester2 (Quelle: www.destatis.de, Mai 2020)

Universitäten sind wissenschaftliche Hochschulen, hier stehen also Theorie und Forschung im Mittelpunkt. Man kann an einer Universität beinahe alle Fächer studieren, wie z.B. Medizin, Rechtswissenschaften, Natur- und Geisteswissenschaften, Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften, Gesellschaftswissenschaften und Theologie sowie Agrar- und Forstwissenschaften. Außerdem stehen verschiedene Lehramtsstudiengänge zur Auswahl. Einige der Universitäten konzentrieren sich nur auf bestimmte Fachgebiete und nennen sich dann Technische Universität (TU), Universität der Bundeswehr, Hochschule für Medizin, Tiermedizin oder Sport sowie Theologische oder Pädagogische Hochschule (PH) (vgl. DAAD: WWW-Veröffentlichung). Pädagogische Hochschulen gib es nur im Bundesland Baden-Württemberg. In den anderen Bundesländern findet die Lehrer:innenausbildung an den Universitäten statt. Der Studienschwerpunkt pädagogischer Hochschulen liegt auf der Ausbildung der Lehrkräfte für die Schularten Grund-, Haupt-, Realschulen sowie berufliche Schulen und Sonderschulen. Die Gymnasialstufe wird auch hier ausschließlich an den Universitäten ausgebildet.

Kunst- und Musikhochschulen und Theater- oder Filmhochschulen bieten Studiengänge in den bildenden (Malerei, Grafik, Fotografie) und darstellenden Künsten (Theater, Tanz, Film) bzw. in musikalischen Fächern an (vgl. studienwahl.de: WWW-Veröffentlichung). An diesen Hochschulen gelten in der Regel strenge Zulassungskriterien wie eine Aufnahmeprüfung, in der Kandidat:innen besondere künstlerische Talente nachweisen müssen. Außerdem gibt es häufig eine Altersbegrenzung, die vorgibt, dass die Bewerber:innen nicht älter als 24-26 Jahre sein dürfen.

Fachhochschulen sind anwendungsorientierter ausgerichtet als Universitäten: Ihr Schwerpunkt liegt stärker auf beruflicher Praxis als auf wissenschaftlicher Theorie. So sind im Studium längere Praxisphasen in Form von Praktika oder auch ganze Praxissemester in enger Zusammenarbeit mit Unternehmen vorgesehen. Fachhochschulen werden auch Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) (Englisch University of Applied Sciences) genannt. Das Fächerangebot umfasst bestimmte Fachgebiete wie Technik- oder Ingenieurwissenschaften, Wirtschaft, Medien und Soziales. Um an einer Fachhochschule zu studieren, genügt für die Bildungsinländer:innen die sogenannte Fachhochschulreife. Die Fachhochschulreife ist nach der Hochschulreife (Abitur) der zweithöchste Schulabschluss, den man in Deutschland machen kann.

Fachhochschulen für öffentliche Verwaltung3 sind interne Fachhochschulen des Bundes und einzelner Bundesländer. Dort werden Studierende für den gehobenen Dienst in der öffentlichen Verwaltung ausgebildet (Bundesverwaltung, Finanzverwaltung, Zoll und Polizei etc.). Das Studium ist dual aufgebaut und findet im Wechsel an der Fachhochschule und der Ausbildungsbehörde statt (vgl. ebd.). Man kann sich an einer Verwaltungsfachhochschule nicht direkt bewerben, das Zulassungsverfahren wird von der Ausbildungsbehörde durchgeführt, bei der man arbeiten möchte. Studierende an Fachhochschulen für öffentliche Verwaltung sind bereits Beamt:innen auf Widerruf und erhalten während des Studiums Geld (Anwärterbezüge). Studienbewerber:innen aus EU-Ländern und aus Island, Liechtenstein, Norwegen oder der Schweiz können an einer Fachhochschule für öffentliche Verwaltung studieren und werden auch wie deutsche Staatsbürger:innen verbeamtet. Staatsangehörige anderer Staaten dürfen diese Art der Ausbildung nur dann absolvieren, wenn ihr Aufenthaltstitel sie zur Ausübung einer Erwerbstätigkeit berechtigt. Sie können nach der Ausbildung nicht als Beamt:innen, sondern als Tarifbeschäftigte angestellt werden (vgl. http://www.wir-sind-bund.de/WSB/DE/Jugendliche/ohneDtPass/ohnedtpass-node.html Zugriff 11.08.20).

Duale Hochschulen4 gibt es in den Bundesländern Baden-Württemberg, Thüringen und Schleswig-Holstein. Sie sind aus den früheren Berufsakademien entstanden (vgl. studienwahl.de: WWW-Veröffentlichung). Klassischerweise bieten Duale Hochschulen Studiengänge in den Bereichen Wirtschaft, Technik und Sozialwesen an. Wie bei einer dualen Berufsausbildung gibt es auch beim dualen Studium eine enge Verzahnung von theoretischen und praktischen Phasen. Die im Studium gewonnene Praxiserfahrung kann den Einstieg in die Arbeitswelt erheblich erleichtern. Der Abschluss einer Dualen Hochschule ist dem ersten akademischen Grad an einer Universität (Bachelor) gleichgestellt und ermöglicht die Aufnahme eines weiterführenden Studiums (Master). Duale Studiengänge gibt es zudem an den Berufsakademien und an zahlreichen Fachhochschulen und einigen Universitäten. Die Regelstudiendauer beträgt dabei drei bis fünf Jahre. Während des dualen Studiums erhält man für die Arbeitsphasen im Unternehmen ein Gehalt.

Wenn ein Präsenzstudium an einer Universität oder einer Fachhochschule aus bestimmten Gründen (berufliche oder familiäre Verpflichtungen) nicht in Frage kommt, ist ein Fernstudium an einer Fernuniversität oder einer Fernfachhochschule eine Möglichkeit, zu einem Studienabschluss zu gelangen. In Deutschland gibt es zurzeit nur eine Fernuniversität (FernUni-Hagen) und ca. 15 Fernfachhochschulen, die ausschließlich Fernstudiengänge anbieten (vgl. https://www.fernstudi.net/fernhochschulen, Zugriff 11.08.20). Die Möglichkeit eines Fernstudiums besteht aber auch an klassischen Universitäten, Fachhochschulen und Berufsakademien. Bundesweit gibt es derzeit ein breites Angebot von bis zu 150 verschiedenen Fächern, die im Fernstudium studiert werden können (vgl.: https://www.studis-online.de/StudInfo/fernstudium.php, Zugriff 11.08.20). Der Fernunterricht findet ortsunabhängig, mit Hilfe digitaler Medien im Internet statt. (Online-Studium oder Computer-Based-Learning) und wird in der Regel mit einzelnen Präsenzphasen kombiniert. Dadurch werden Kontakte zu Lehrenden und Mitstudierenden aufgenommen und gepflegt. Die Prüfungen werden auch in Präsenzphasen abgelegt. Für ein Fernstudium ist ein hohes Maß an Selbstdisziplin und Durchhaltevermögen notwendig, da durch die Berufstätigkeit und das Studium eine Doppelbelastung entsteht.

Seit Sommersemester 2020 hält der Fernunterricht in Form von digitaler Lehre seinen Einzug an allen deutschen Hochschulen. Aufgrund der Corona-Pandemie mussten die meisten Hochschulen auf vielfältige Art digital aktiv werden und auf neue Unterrichtsformate umsteigen. Vermutlich werden unter diesem Einfluss nach dem Ende der Pandemie neue hybride Unterrichtsformate entstehen.


  1. Im Wintersemester 2018/2019 gab es in Deutschland insgesamt 426 Hochschulen, darunter 106 Universitäten, 216 Hochschulen für angewandte Wissenschaften/Fachhochschulen, 52 Kunsthochschulen und 16 Theologische Hochschulen. https://www.daad.de/de/studieren-und-forschen-in-deutschland/studium-planen/die-richtige-hochschule/

  2. Vorläufige Ergebnisse (https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bildung-Forschung-Kultur/Hochschulen/Tabellen/hochschulen-hochschularten.html). 

  3. Eine Liste aller Hochschulen für öffentliche Verwaltung finden Sie auf https://www.studis-online.de/Hochschulen/Verwaltung/

  4. Eine Liste dualer Studiengänge und beteiligter Ausbildungsbetriebe gibt es beim Bundesinstitut für Berufsbildung, auf https://www.bibb.de/ausbildungplus/de/index.php