Gehe zum MENU

Folge 25 - Sena

Herkunftsland und Erstsprache: TürkeiTürkisch

Studium in Deutschland: Bachelorstudium Psychologie6 Semester — Universität Kassel

Publikationsdatum: Dec 02, 2022Aufnahmedatum: Dec 01, 2021

Folgende Informationen wurden in der Folge erwähnt, hier finden Sie weiterführende Links dazu:

Transkript:

I: Ja herzlich willkommen zu einer neuen Podcastfolge Mein Studienstart in Deutschland. Heute begrüße ich Sena Kurt, eine internationale Studentin aus der Türkei. Sie studiert seit Oktober 2018 das Fach Psychologie an der Universität Kassel. Sie ist bereits im sechsten Fachsemester, also steht kurz vor dem Abschluss und möchte uns heute über ihr Studium oder eben den Weg dahin berichten. Hallo Sena.

S: Hallo Irina. Ich freue mich so sehr, dass ich heute hier sein darf.

I: Ja, es ist schön, dass du da bist.

S: Ja, ja. Ich bin auch bisschen aufgeregt, muss ich sagen.

I: Wie geht es dir sonst?

S: Mir geht es ganz gut. Ich hoffe, das Wetter hilft auch bisschen nachmittags, aber so weit so gut. Wie geht es dir?

I: Also wir nehmen auf an einem regnerischen Dezembertag.

S: Ja.

I: Mir geht es auch gut. Ja, dann würde ich gleich starten, indem ich dich frage, wie würdest du dein Studienfach mit fünf Schlüsselworten beschreiben?

S: Erste wäre dann Mathe oder halt Statistik, zweites Wissenschaft oder so wissenschaftlich, drei Erkenntnis über sich selbst oder über die anderen oder allgemein halt Erkenntnis und Routine und auf jeden Fall Anstrengung, ja.

I: Routine? Okay, du hast einige sehr allgemeine Begriffe genannt und einige sehr spezifisch: So was wie Mathe im Psychologiestudium, vielleicht werden einige staunen, aber das erläuterst du uns sicherlich noch.

S: Ja.

I: Genau, bevor wir zu den Inhalten kommen, würde ich dich fragen, wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen, in Deutschland zu studieren. Du kommst aus der Türkei nach deinem Abitur bist du dann hierhergekommen. Genau, warum?

S: Genau, also mein Traum war immer, dass ich, also jetzt nicht wirklich sehr so die Welt entdecke oder so Weltreise und so, aber ich, ich war immer seit meiner Kindheit so offen, woanders irgendwas zu machen, deswegen werden, also als ich dann im Gymnasium war, ich war dann schon in der Meinung, ich muss weg. Ich muss in einem anderen Land leben, ich muss dort studieren oder arbeiten oder irgendwas machen. Ich bin tatsächlich zufällig auf die Idee gekommen nach Deutschland zu kommen, denn ich habe gar kein Deutsch in der Türkei gelernt. Ich habe Französisch gelernt, weil ich dann im Frankreich wirklich studieren wollte. Da damals gab aber so eine kleine politische Krise zwischen Türkei und Frankreich, weshalb das nicht möglich war und durch meine, einer meiner jetzigen besten Freundin, die ich dann damals in der Türkei kennengelernt habe, bin ich auf die Idee gekommen, nach Deutschland und nach Kassel zu kommen.

I: Ach ja, d.h. sie war hier schon in Kassel?

S: Nee, sie lebt hier. Sie war zufällig bei uns zu Hause tatsächlich in der Türkei. Wir kannten sie nicht. Ja, das ist wirklich, kannst es Schicksal nennen, kannst es Zufall nennen, und genau eine Woche nach diesem Gespräch war ich schon in Kassel. War für mich auch so eine Überraschung, muss ich sagen.

I: Ach ja! Also ich muss vielleicht noch für die Zuhörenden sagen, wir sind beide in Kassel, aber natürlich den Umständen entsprechend oder coronabedingt sind wir digital verbunden. Ja und wie hast du dann das mit dem Deutschen gemanagt? Das war sicherlich nicht einfach, oder?

S: Ja, also so ganz Null war ich auch nicht, also vor dem Gymnasium hatte ich so ein Jahr Deutschkurs gehabt, aber ich hatte so Level A1, so, ich konnte nur sagen „danke schön“, „bitte schön“, „ich gehe“, „du gehst“, solche Sachen und die hatte ich eigentlich alles vergessen, aber als ich dann hier war, irgendwie ich hatte die Dinge wieder irgendwie plötzlich. Da war ich auch überrascht, ich war in einem Deutschkurs, ich habe mich bei einem privaten Deutschkurs angemeldet und da wollten wir erstmal so einen Aufnahmetest durchführen und da kam raus, dass ich dann A2 war, dass ich dann nicht komplett Null war. Ja genau, dann ich habe B2, also bis Ende B2 in privaten Deutschkursen in Kassel weiter Deutsch gelernt und dann war ich im Studienkolleg an der Uni Kassel.

I: Ach so im Studienkolleg, ja?

S: Genau.

I: Da hast du auch die Prüfung gemacht, nehme ich an?

S: Genau, genau. Studienkolleg-Abschluss war auch meine Hochschulzugangsberechtigung in Deutschland.

I: Ah ja, genau, erzähl mal. In Deutschland ist es ja nicht immer einfach, Psychologieplatz zu bekommen. Wie war das bei dir? Wie ist das bei den internationalen Studierenden? Hast du dich nur in Kassel beworben?

S: Ich habe mich tatsächlich nur im Kassel beworben. Ursprünglich wollte eigentlich in Kassel nur Deutsch lernen, weil wie gesagt, meine Freundin gesagt hat: „Ja, ist eine kleine Stadt, ruhige Stadt, auch günstig, auch wegen der Wohnung her, wegen Deutschkurse her und so“, aber ich habe die Stadt geliebt, einige können mir, genau, auf mich sauer sein, weil ich das so sage

I: Warum?

S: einige hassen Hassel. Einige hassen Kassel Ich kann es überhaupt nicht nachvollziehen. Ich finde die Stadt echt schön.

I: Ich auch nicht.

S: Deswegen ich dachte: „Ja, ich habe jetzt hier Wohnung. Ich habe hier jetzt Freunde. Warum weggehen?“ Und dann hab mich tatsächlich nur für Kassel beworben. Wenn ich hier keinen Platz gekriegt hätte, dann hätte ich wahrscheinlich, hätte ich mich woanders beworben. Jedenfalls war dann hier ein Deutschkurs und ich musste einen Aufnahmetest machen für Studienkolleg. Und das habe ich dann bestanden und normalerweise, die Leute, die dann aus der Türkei kommen, brauchen kein Studienkolleg, weil eine Voraussetzung ist, dass man türkische Hochschulzugangsberechtigung hat, das ist diese Uni-Exam.

I: Ah ja!

S: Das habe ich aber nicht gemacht, weil ich so eine doppelten Gymnasialabschluss gemacht habe.

I: Erklär!

S: Die Leute, ja, für die Leute, die das kennen: Ich habe einen Abschluss von Sozialwissenschaften-Gymnasium in Istanbul und da ist ein Programm, wo man Schweizer Abitur machen kann.

I: Schweizer Abitur, also aus der Schweiz.

S: Schweizer Abitur in Schweiz gegründet, deswegen also gilt das als Schweizer Abitur, aber das nennt sich International Baccalaureate.

I: Okay.

S: Ja, IB oder

I: Und das hat für Deutschland auch nicht gereicht?

S: Doch, hätte gereicht, wenn ich von Biologie eine 4 hätte statt 3. Das ist dann 1-7 und 7 wäre noch beste Note und ich hätte eine 3 davon. Wenn ich 4 hätte, hätte gereicht, aber da ich dann auch keine Hochschulzugangsberechtigung aus der Türkei hatte, weil ich dann in der Meinung war, mein Abi, Schweizer Abitur reicht dann hier, in ein Studium reinzukommen, ich musste dann, ich muss sie dann ins Studienkolleg. Damals war ich traurig, natürlich, aber so im Nachhinein das war wirklich das Beste, was mir passieren konnte.

I: War alles richtig.

S: Weil... Ja, genau, wirklich, weil im Studienkolleg ich habe alles Fachbegriffe „Minus“, „Plus“ oder so alle Kleinigkeiten nochmal gelernt und das lernt man im Deutschkurs nicht.

I: Klar, also fachbezogen.

S: Ja, fachbezogene Begriffe und war wirklich schön und da konnte man dann irgendwie sich besser an die Uni gewöhnen.

I: Also ich habe jetzt noch was Wichtiges vergessen zu fragen: D.h. du hast schon von vornerein dich entschlossen Psychologie zu studieren bevor du nach Deutschland gekommen bist oder?

S: Ne, habe ich nicht. Nein habe ich nicht, habe ich nicht. Ich bin in 2012 nach Deutschland gekommen und erst 2018 mit Psychologie angefangen.

I: Und wie kommst du dann auf das Fach? Was hat dich beeinflusst?

S: Ja, ich habe, ich habe mich damals, Background-Information gebe ich, ich war damals bei Architektur eingeschrieben, aber nie so aktiv studiert. Damals hat man, also jeder internationale Student hat so am Anfang Schwierigkeiten finanziell so dies, das, deswegen ich war da zu sehr gestresst, um in Deutschland ein (unv. 8:56) und da habe ich eher so gearbeitet. Und ich habe eine Stelle im Jugendamt Auguste-Förster-Stiftung als ambulante Einzelbetreuerin bekommen, nur weil ich Türkisch kann und Deutsch halt und wir waren, also das war eine schöne Zusammenarbeit im Jugendamt und da meine Chefin hat mich dann mehrmals dort angesprochen: „Ja, Sena, wäre schön, wenn du dann Psychologie studieren würdest, weil du kannst ja, also türkisch ist ja deine Muttersprache und du kannst auch sehr gut Deutsch und man könnte dich dann halt sehr gut gebrauchen als die Psychologin, so.“ Und auch eine Freundin von mir, die ist Sozialpädagogin, sie hat mich auch, also separat, also unabhängig voneinander, die hat mich auch ständig drauf angesprochen: „Das würde dir so passen, weil du hast schon so eine guten Menschenkenntnis, kannst ganz gut zuhören und so“ und da habe ich mich im positiven Sinne belabern lassen.

I: Ja, du hast schon Einiges genannt, was man so können muss wahrscheinlich

S: Ja.

I: um Psychologie zu studieren.

S: Nicht unbedingt, nicht unbedingt, aber das waren halt die Dinger, warum die Leute mich dann so angesprochen haben. Ich habe davor so 2017 schon mal die Vorlesungen besucht, um zu gucken, ob das wirklich was für mich ist und dann

I: Würdest du auch jedem raten, davor schon sich irgendwo reinzusetzen und zuzuhören?

S: Auf jeden Fall, bei jedem Fach, bei jedem Studiengang, weil das ist auch möglich, besonders an der Uni Kassel, dass man so als so Gaststudent, nennt sich das glaube ich,

I: Ja, Gasthörer.

S: Gasthörer genau, sich mal in ein Seminar oder in Vorlesungen setzten und erstmal zuhört. Ich, also das hat mir wirklich viel geholfen.

I: Ja, schön.

S: Ja.

I: Ja, erzähl mal: Was macht denn dein Fach aus? Welche Schwerpunkte, Teilbereiche gibt es?

S: So, ich habe mir jetzt meinen Studienverlaufsplan rausgesucht aus dem Internet, ja, also Psychologie, besonders an Uni Kassel ist sehr forschungsorientiert, das muss ich mal sagen. Fast die Hälfte von dem Studium ist Statistik oder statistikbezogen oder empirisches, wissenschaftliches Arbeiten.

I: Muss man dann selbst schon empirisch arbeiten oder erst rezipieren?

S: Man wird dazu vorbereitet.

I: Okay.

S: Ja, also aber jedes Semester hat man so mindestens eine wichtige und sehr schwierige Statistikklausur oder Projekt oder Arbeit.

I: Jetzt kommen wir auf Mathe.

S: Ja, genau. Und das deckt auch mein zweites Wort Wissenschaft, weil das Studium so wissenschaftsorientiert ist. Man kann keine einzige Aussage treffen, irgendwie die Literatur, also ohne Literatur davon so dazu zu sagen. Weißt du, was ich meine?

I: Ja.

S: Am Anfang, ich hatte die Illusion irgendwie, also bevor ich jetzt die Vorlesung besucht habe und so, ich hatte die Illusion, „ah, ich werde jetzt die Menschen lesen können, ich werde die Gedanken lesen, keine Ahnung, wo Körpersprache, was weiß ich“, das war überhaupt nicht der Fall. Genau also viel Mathe und Statistik, das macht mein Fach an der Uni Kassel aus, aber daneben hatten wir dann sehr viele interessante Module, z.B. allgemeine Psychologie, Sozialpsychologie, Entwicklungspsychologie, Wirtschaftspsychologie, Umweltpsychologie

I: Wirtschaftspsychologie?

S: Genau und Umweltpsychologie ist auch, ich glaube eine von den wenigen Universitäten, was, wo das wirklich als so Teilgebiet angeboten wird, an Uni Kassel, auch sehr interessant.

I: Was kann mir unter Umweltpsychologie vorstellen?

S: Unter Umweltpsychologie z.B. wie, warum wir das Risiko, wie soll ich das anders sagen, z.B. allgemeine Risikowahrnehmung gegen Corona, gegen Naturkatastrophen. Warum wir dann Global Warmingimg.png nicht so im Ernst nehmen, was hindert uns dann daran? Oder halt solche Sachen allgemein unsere Weltwahrnehmung oder Umweltwahrnehmung oder

I: Sehr spannend.

S: Ja, wie wir die Leute im positiven Sinne beeinflussen können, damit sie dann weniger Gas verbrauchen z.B. solche Sachen. War sehr, sehr interessant. Und wir haben auch so angewendete (angewandte) Psychologie, so Diagnostik, pädagogische Psychologie, Persönlichkeitspsychologie, klinische Psychologie, biologische Psychologie ja.

I: Gibt es auch Verbindungen zu anderen Fächern oder Fachgebieten? Soziologie?

S: Ja, tatsächlich. Ja, tatsächlich, aber die, also diese (Kunden? 14:15) waren dann als, so Wahlpflicht

I: Wahlpflichtmodule

S: Wahlpflicht, Wahlpflicht, genau, z.B. ich habe, ich habe mehrere Seminare besucht, also ich habe fast alle Seminare besucht, was ich besuchen konnte während meines Studiums, egal ob ich sie brauche oder nicht. Ich habe z.B. meine Wahlpflicht bei Kognitionswissenschaftliche Linguistik gemacht

I: Ach ja!

S: und da habe ich, ja genau, da habe ich tatsächlich das Seminar besucht „Wie lernt man erste und zweite Sprache“ und ich hatte auch von Sportwissenschaften ein Seminar besucht und da war dann Bewegungslernen und motorische Kontrolle.

I: Und kann man das gut kombinieren im Studium? Ich meine, du hast das jetzt besucht, dieses Seminar im Sport oder in der Linguistik: Profitierst du davon?

S: Also profitieren nicht, aber das war schon eine Bereicherung.

I: Ja klar.

S: Das ist schon eine Bereicherung und von der Linguistik, ich hätte davon wahrscheinlich mehr profitiert, wenn ich das schon in meinen ersten Jahren in Deutschland so (unv.15.20) hätte

I: Okay. Als du selbst die Sprache erworben hast, ne?

S: Ja, ja.

I: Und was ist dein Lieblingsbereich?

S: Mein Lieblingsbereich ist Allgemeine Psychologie. Das war auch direkt in meinem ersten Semester und wir haben auch, wir haben auch so eine, eine von den besten Profs in Deutschland Herrn Rummer. Das hat mir wirklich sehr Spaß gemacht und allgemeine Psychologie, dachte ich am Anfang so, das ist so allgemein, so von allem so bisschen, ne, dachte ich, aber allgemeine Psychologie heißt so Grundlage für, für die alle anderen Teilgebiete der Psychologie. Also z.B. was man in pädagogische Psychologie erstmal annimmt, das ist allgemeine Psychologie und was man so im pädagogischen Kontext (unv. 16:15) das ist dann Pädagogische Psychologie. So kann ich dann grob erklären. Aber im allgemeinen Psychologie ging es dann so viel um Emotionen oder so viel so grundlegende Sachen für einen Menschen, ja oder so Gedächtnis, Problem lösen so unter allgemeiner so Software von unserem Gehirn, wie wir funktionieren und

I: Schöner Vergleich.

S: Ja genau und dazu gehört auch Pädagogische Psychologie, das ist wirklich so eine Softwaredefinition von einem Menschen. Deswegen, das habe ich wirklich geliebt und genossen.

I: Und in welcher Form werden diese Inhalte vermittelt? Gibt es mehr Vorlesungen oder Seminare oder andere Formen?

S: Für jedes Modul, was ich so eben gezählt habe, z.B. Sozialpsychologie, (unv. 17:13) oder Allgemeine Psychologie, für jedes Modul gibt es auf jeden Fall eine Vorlesung und eine Klausur. Und meistens dann nur ein Seminar in diesem Modul drinne und damit kann auch eine Studienleistung erbringen.

I: Und die wäre z.B.?

S: Die wäre ein Vortrag oder eine kurze Hausarbeit, also mehr als 15 Seiten habe ich noch nicht geschrieben in meinem Studium. Also längste Hausarbeit wird meine Bachelorarbeit sein und das sind 30 bis 40 Seiten.

I: D.h. heißt, es gibt Klausuren, Hausarbeiten.

S: Vorträge oder manchmal wir haben Blockseminare, wo man da sagen die Dozierenden, ja, Studienleistung ist nur die Teilnahme, aktive Teilnahme, das gab´s auch.

I: Okay. Und gibt es auch praktische Anteile, also Praktika, die vielleicht verpflichtend sind?

S: Ja, genau.

I: Ja?

S: Wir haben Pflichtpraktikum. Soll ich (unv. 18:16)

I: Hmh (bejahend).

S: Was ich auch noch nicht machen konnte aufgrund der Pandemie. Ich habe erst mit meiner Bachelorarbeit angefangen und mein Praktikum zu Ende verschoben. Ja zwölf Wochen muss man dann Praktikum machen.

I: Und dann muss man selbst diesen, diesen Praktikumsplatz für sich finden?

S: Ja, man muss selbst finden und da sind einige Voraussetzungen. Es kommt drauf an, ob man dann weiter Master machen möchte, dann, dann ist die Voraussetzung für klinischen Master, z.B. dass man da unbedingt bei einem Psychologen oder psychologischen Psychotherapeuten dieses Praktikum machen muss. Aber wenn man keinen Masterplan hat, dann man kann überall Praktikum machen auch in Unternehmen, im Krankenhaus, in einer privaten Praxis.

I: Das klingt so witzig, „wenn man keinen Masterplan hat“.

S: Ja.

I: Hast du einen Masterplan?

S: Ich habe so einen halben Masterplan.

I: Was heißt das?

S: Also ich, ich werde mich auf jeden Fall bewerben, aber das ist nicht mein Plan A, Psychotherapeutin zu werden. Also das werde ich auf jeden Fall machen, damit ich, damit ich jetzt irgendwie später nicht bereue oder dass ich nicht sagen muss: „Ja, hätte ich mal gemacht.“ Aber ich habe andere Pläne mit meinem Abschluss.

I: Also d.h. für eine Psychotherapeutenausbildung braucht man einen Master?

S: Genau.

I: Okay. Und was ist dein Berufsziel? Würdest du uns verraten, oder dein anderer Plan?

S: Ja, kann ich verraten. Wie gesagt, ich habe viel gearbeitet vor meinem Studium und das war immer in sozialen Bereichen. Ich habe bei Jugendamt gearbeitet, bei Frauenverein gearbeitet und mit Flüchtlingen habe ich gearbeitet, an der Uni arbeite ich immer noch in der Visa-Beratung. Also immer, ich hatte mit, mit den Leuten, mit den Migrationshintergrund zu tun oder die halt dann allgemein Visa brauchen.

I: Mit Internationalen.

S: Genau, Ich arbeite auch immer noch bei einem Pflegeverein. Deswegen ich will, also ich mag den Bereich schon, also das macht mir Spaß und das, das ist eine Erfüllung für mich, deswegen ich möchte gerne auch in dem Bereich bleiben, aber so bisschen, mit bisschen Upgrade. Ich möchte in die Richtung gesetzliche Betreuung gehen.

I: Gesetzliche Betreuung?

S: Genau, Vormundschaft, gesetzliche Betreuung.

I: Ah, okay.

S: Dazu werde ich auch so eine halbjährige Ausbildung abschließen nach meinem Bachelor und so, also in den Bereich werde ich dann erstmal einsteigen.

I: Schöner Plan, dein Masterplan.

S: Ja, mein Masterplan ist das und nebenbei mache ich dann vielleicht ein paar Scheine noch pro Semester für den Master.

I: Okay. Du hast grad gesagt, du arbeitest in der Visa-Beratungsstelle?

S: Genau.

I: Für internationale Studierende nehme ich an?

S: Genau.

I: Würdest du uns zusammenfassen: Was sind so die häufigsten Schwierigkeiten, mit denen die Studierenden zu dir kommen?

S: Ja, ich würde, also ich würde dann ganz kurz die Visa-Info vorstellen, damit die Zuhörer:innen verstehen, was ich genau da mache. Das ist so eine Schnittstelle zwischen Uni Kassel und der Zuwanderungsbehörde Kassel. Zu uns kommen die Studierenden außerhalb Europas, also die dann tatsächlich mit einem Visum nach Deutschland kommen.

I: Genau, also Nicht-EU-Länder.

S: Genau und Studierende haben, also Studienvisum, sage ich mal, kann man in der Regel bis zur zehn Jahren verlängert werden. Natürlich gibt es Ausnahmen, wenn man jetzt kurz vor Studium ist, man wird natürlich nicht abgeschoben oder so. Aber genau da helfen wir dann, um bei der Ausländerbehörde zu sagen, ja, das ist der Studienverlauf und das ist die Prognose, wann diese Person dann fertig sein wird. Und da schreiben wir ja sehr viele Bescheinigungen immer für die Studierenden, wenn wir halt entsprechende Anfragen von der Zuwanderungsbehörde bekommen. Und 9 von 10 Bescheinigungen, was ich schreibe, muss ich da reinschreiben: „Ja, die Studierende, der Studierende hatte am Anfang sprachliche Schwierigkeiten, deshalb wenig oder keine Leistungen erbracht worden, also werden konnten.“

I: Verlängert sich das Ganze.

S: Ja, deswegen, also das ist so Standard, fast bei jedem Studenten, egal, ob sie dann DSH-Prüfung bestanden haben, ob sie das Studienkolleg haben, fachlich ist es sehr schwierig am Anfang, sich ans Studium zu orientieren aus sprachlichen Gründen.

I: Das kannst du auch wahrscheinlich auch gut nachvollziehen, ne, an dir selbst?

S: Ja, also hatte tatsächlich, ja, genau, ich hatte tatsächlich nicht so viele Schwierigkeiten, weil A wie gesagt, ich war da schon bisschen länger in Deutschland und ich konnte schon ein bisschen besser Deutsch als am Anfang. Und zweitens, ich hatte ja dieses eine Jahr davor nochmal Vorlesungen und so besucht, weil ich war, also dadurch war ich dann schon ein bisschen schon im Fach drinne und diese Wörter waren mir dann nicht so fremd.

I: Ja, das ist schön, dass es so eine Schnittstelle gibt, ne?

S: Ja.

I: Zwischen der Zuwanderungsbehörde und der Universität. Die gibt es sicherlich auch an anderen Orten.

S: Ja.

I: Ja und wie sieht es, wie sieht es mit der Beratung innerhalb des Fachbereichs oder Fachgebiets aus? Gab es da Möglichkeit, wenn man Probleme hat, wo soll man sich dann wenden?

S: Wir haben Fachschaft und die arbeiten wirklich sehr gut und engagiert und die sind halt wirklich immer da, wenn wir Hilfe brauchen.

I: Sind das dann Studierende?

S: Ja, genau, Studierende, ich glaube, da sind auch paar ehemalige Studierende dabei sogar. Ich will jetzt nicht lügen,

I: Alumni.

S: aber seit unserer Orientierungswoche, also mir wurde immer geholfen, falls ich was brauchte, aber hauptsächlich, jetzt kann ich nur von Psychologie reden halt, da haben wir eine Tutorin nur für internationale Studierenden gehabt.

I: Also fachabhängig oder fachunabhängig?

S: Fachabhängig.

I: In jedem, ah okay.

S: Genau, diese Tutorin war nur für diese 10, 12 oder 15 Leute zuständig, die dann

I: Sehr schön.

S: Genau, die als internationale Studenten Psychologie hier studieren. Sie, also am Anfang war... Darf ich den Namen nennen?

I: Wenn du möchtest?

S: Ja, Sarah Abdelwahed, sie hat wirklich vielen geholfen auch inhaltlich, wo ich dann was machen soll an, an wen ich mich dann wenden soll, wie ich dann am besten lernen soll und so. Und sie war auch sehr engagiert und ihre Nachfolgerin, Janka ( unv. 25:54), sie ist dann aktuell Tutorin für internationale Studierende und ich bin in einer WhatsApp-Gruppe drinnen, ich kann da leider im Moment nicht so viel mitmachen, aber sie schreibt jeden Tag irgendein Angebot in diese Gruppe. Ich bin wirklich sehr dankbar für dieses Angebot von unserem Fachbereich, ja.

I: Man kann dann auch andere internationale Studierende dadurch kennenlernen sicherlich.

S: Ganz genau, ja.

I: Und arbeitet man dann auch zusammen, so Gruppenarbeit oder wie bist du, wie bist du durch das Studium gekommen? Allein oder hattest du irgendwie eine Lerngruppe, die immer noch besteht?

S: Ja, allein klappt es nicht. Klar, für die Klausuren und so man muss dann alleine lernen, da geht man alleine hin in die Prüfung, aber wie gesagt, weil jede Module auch ein Seminar inne hat, da man ist mindestens zu zweit oder so dritt, oder wir haben dann empirische Arbeit, empirisch-wissenschaftliches Arbeiten, da bildet man auch so drei-vierer Gruppen, weil alleine schafft man auch nicht, ist so ein Forschungsprojekt halt. So insgesamt drei Stück machen wir das dann, dieses Projekt und während dieses Projektes wird man dann halt für Bachelorarbeit vorbereitet quasi, aber alle, die das besuchen, müssen halt eine Forschungsarbeit mit Erhebung, Aufbau erheben, Daten aufwerten, Berichte schreiben, das ist Teamarbeit.

I: Das macht man im Team.

S: Ja, das macht man im Team.

I: Das ist doch gut, ist man gut aufgehoben.

S: ja, auf jeden Fall.

I: Ja, super. Ja, ich danke dir für

S: Bitte, bitte.

I: Genau, dass du deine Erfahrung mit uns geteilt hast. Vielleicht noch zum Schluss: Hast du für deine Nachfolger oder Nachfolgerinnen einen Tipp, einen Rat? Was können, was können sie machen, besser machen, anders machen?

S: Also ich hätte zwei Tipps tatsächlich. Erstens man kriegt ja diesen Studienplan verteilt am und die Leute versuchen sich daran zu halten, aber ich würde dann mich bisschen, also wenn ich jetzt nochmal studieren würde, ich würde mich mit den Inhalten von diesen einzelnen Modulen bisschen besser auseinandergesetzt und mir meinen eigenen Studienplan erstellen. Natürlich man muss drauf aufpassen, wie Aufbaumodule, z.B. einige Module muss man natürlich im ersten Semester muss man absolvieren.

I: Also meinst du, das war zu viel?

S: Nicht zu viel, aber z.B. als ein Beispiel, ich dachte, wissenschaftliche Arbeit wäre nur empirische Arbeit, aber ist es nicht. Also wissenschaftliche Arbeit muss nicht unbedingt quantitativ sein, kann auch qualitativ sein, also ich brauche

I: Ja, klar, ist auch empirisch.

S: Genau. Das ist auch empirisch, aber das habe ich dann nicht so wahrgenommen, bis ich, bis zu meinem letzten Semester, wo ich dann Interview und Beobachtungsmodul besucht habe. Deswegen, diese Ansicht hat mir dann am Anfang des Studiums gefehlt tatsächlich, aber das habe ich dann alleine verstanden. Solche Sachen und mein zweiter Tipp wäre, dass sie dann keine Angst haben sollen, zu viel zu machen. Wie gesagt, ich habe wirklich viele Seminare besucht, meine Freunde oder Kommilitonen haben dann gesagt: „Warum machst du dann so viel?“ Aber das hat mir tatsächlich Zeit gespart im Nachhinein, z.B. ich habe ein Zusatzseminar belegt in Systemische Beratung und Therapie. Und als ich, als ich dann die Klausur für Klinische Psychologie schreiben musste, da konnte ich Systemische-Beratung-Teil komplett überspringen bzw. so ganz schnell dann abarbeiten. Ja, solche Sachen und wie gesagt in meisten Seminaren (unv. 30:07) ja nur Teilnahmepflicht, als Studienleistung, die Leute sollen sich dann mehr trauen, so, mehr zu machen, weil das ist, das sieht mehr aus, aber ist es nicht.

I: Okay, also zum einen nach seinen eigenen Bedürfnissen und zum anderen ruhig mal da schnuppern, wo man eigentlich nicht unbedingt hin möchte.

S: Ja, ja.

I: Ja, alles klar. Ich danke dir, Sena.

S: Gerne.

I: Ich wünsche dir noch alles Gute für den Bachelorabschluss.

S: Die auch Irina. Dankeschön.

I: Und bis dann. Tschüss.

S: Bis dann. Tschüss