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Folge 7 - Arie

Herkunftsland und Erstsprache: IndonesienIndonesisch

Studium in Deutschland: Masterstudium Deutsch als Fremdsprache, Promotionsstudium Germanistische LinguistikFriedrich-Schiller-Universität Jena, Ruhr-Universität Bochum

Publikationsdatum: Jul 29, 2022Aufnahmedatum: Aug 05, 2021

Transkript:

I: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge. Heute bei mir zu Gast ist Arie. Er hat bereits sein Masterstudium im Fach Deutsch als Fremdsprache an der Friedrich-Schiller-Universität Jena absolviert und es ist noch nicht alles, er hat auch anschließend eine Promotion an der Ruhr-Universität Bochum abgeschlossen im Bereich Germanistische Linguistik und ist uns jetzt zugeschaltet aus, ihr werdet es nicht glauben, aus Indonesien. Hallo Arie.

A: Hallo Irina. Danke für die Einladung und die Gelegenheit ja.

I: Ja schön, dass du da bist, du bist in einem kleinen Ort aber du hast gesagt, für deutsche Verhältnisse ist es groß, Depok, ja?

A: Ja, Depok ist eine kleine Stadt südlich von Jakarta.

I: Okay und wir haben einen Zeitunterschied von sechs Stunden. Ja, aber Digitalität macht es und wir können sprechen zusammen. Erzähl mal, wie lange ist es her mit deiner Promotion?

A: Also ich habe promoviert 2019, also war fertig mit meiner Promotion. Die Promotion dauert ca. sieben Semester. Ja ich habe im Bereich Germanistische Linguistik promoviert, also mein Betreuer war Professor Karin Pittner und Professor Dietrich Hartmann. Also ich beschäftige mich mit dem kontrastiven Vergleich von deutschen und indonesischen Somatismen, also das sind Phraseme, die Körperteile als Komponente haben.

I: „Körperteile“ hast du gesagt?

A: Ja.

I: Das kann man auch bei Interesse nachlesen, ne, deine Arbeit?

A: Ja.

I: Ja sag mal, welche Voraussetzungen mussten denn für die Promotion erfüllt werden? wie war der Bewerbungsprozess?

A: Ja also für die Promotion muss man natürlich Master (unv. 2:07) Also ich habe schon mein Master in Jena gemacht im Bereich Deutsch als Fremdsprache und auch gute bis sehr gute Noten, sind auch vorausgesetzt und auch sprachlich, also muss man auch deutsche Kenntnisse nachweisen. Also ich habe TestDaF Note 5 in allen Fertigkeiten und das reicht aus natürlich für die sprachlichen Voraussetzungen.

I: Also für das Masterstudium musstest du es nachweisen, ne?

A: Ja, auch im Masterstudium und auch ja für die Promotion ja und man muss auch sozusagen ein Forschungsvorhaben ja auch schicken, ja und ich finde, das schwierigste ist eigentlich Betreuer zu bekommen. Also ja zuerst mal probiert an der TU Berlin eine Betreuerin zu haben, also leider habe ich nur eine Absage gekriegt. Ja das war peinlich, aber ja, also ich habe weiter probiert ja und am Ende habe ich eine Betreuerzusage aus Bochum, also von Frau Pittner. Also Frau Pittner kennt Herrn Hartmann. Herr Hartmann war, also ich kenne Herrn Hartmann schon seit 2004, also ich habe einen Winter-Stipendium von DAAD bekommen, das war ein Semester lang, also ich habe ein Semester lang schon in Bochum studiert, also 2004, deswegen ja bin ich zurück also nach Bochum gekommen.

I: Ach schön! Verrätst du uns an wie vielen Universitäten hast du dich beworben?

A: Eigentlich nur einmal an der TU-Berlin, aber zuerst mal habe ich Kontakt mit der Professorin aufgenommen und ihre Sekretärin hat zurückgeantwortet und sie hat gesagt, also dass das Thema nicht passt, aber ich habe mich auch gefragt, warum das so ist? Ja da es ziemlich traurig war und habe ich nicht weiter nachgefragt, warum das so ist. Deswegen, dann habe ich Tipps bekommen vor einem DAAD-Lektor ja, der hat gesagt, also man soll nicht so viel schreiben am Anfang. Ja einfach zuerst mal das Vorhaben in kurzen Worten verfassen und eine E-Mail schreiben und falls der Profess oder die Professorin Interesse hat, dann wird er oder wird sie uns zurückschreiben, und dann können wir weiter sozusagen unser Forschungsvorhaben entwickeln. Dann verlieren wir nicht so viel Zeit, dann hat das geklappt.

I: Ja schön. Und wie bist du einfach auf dieses Studium oder auf dieses Fach gekommen? Was hat deine Wahl beeinflusst? Warum denn Deutsch als Fremdsprache?

A: Also für den Masterstudiengang?

I: Ja allgemein: Bachelor, Master, Promotion.

A: Für den Masterstudiengang eigentlich, also ich war Assistent an der Deutschabteilung an der Universitas Indonesia zu der Zeit und weiter

I: Aber wir kommst du auf die deutsche Abteilung?

A: Ja ich wurde angeboten, also ja eine Dozentin, also wegen guten Noten natürlich und weil ich gut mit ihnen zusammenarbeiten kann, also wurde mir angeboten, als Lehrkraft dort tätig zu sein und dich habe das Angebot natürlich sehr gerne angenommen.

I: Okay.

A: Ja und das ist mir wichtig, ja, ich möchte nicht, also die meisten von uns, ja in Indonesien, wir verwenden die Sprache nicht mehr, also wir verwenden Deutsch nicht mehr nach dem Studium. Und zu meiner Zeit sollten wir acht Semester lang Deutsch studieren und einfach diese acht Semester zu verlieren, also wenn man die Sprache nicht verwendet, finde ich sehr schade und deswegen habe ich sofort das Angebot angenommen ja.

I: Aber hattest du schon Deutsch in der Schule?

A: Nein, nein.

I: Nein.

A: Also

I: Von Anfang an.

A: Ich habe keine Erfahrung mit dem Deutschen, dann habe ich also mit Nullkenntnis angefangen also an der Uni.

I: Ja und auch erfolgreich abgeschlossen, ne?

A: Ja, aber mit so viel Mühe natürlich, ja. Früher war die, wie sagt man das, also die Medien nicht wie heute, ja. Wir können selbst jetzt lernen, aber früher alles wird gedruckt ja und gibt es nur Kassetten und wir haben nicht so viele Möglichkeiten, also um uns sozusagen, um selber selbständig zu lernen. Jetzt ist die Gelegenheit viel besser natürlich.

I: Genau.

A: Und man kann auch schon, ja entscheiden ja, welches Thema also einen interessiert, was nicht, aber früher, ja wir mussten das eigentlich lernen, also was gegeben wurde.

I: Die neuere Generation denk wahrscheinlich: "Oh, so wir müssen jetzt, also wir haben die Wahl und müssen uns entscheiden." Das ist auch nicht einfach, ne?

A: Genau. Wer die Wahl hat, hat die Qual, ja?

I: Richtig, richtig. Ja sag mal und wie kommst du dann nach Jena?

A: Nach Jena? Ja, weil ich eigentlich mich sozusagen, weil ich ein Aufbaustudium machen sollte, dann hat die Betreuerin von mir an der Uni, Universitas Indonesia, hat mir, wie sagt man das, empfohlen, ja auf ihrer Empfehlung habe ich DaF an der Uni Jena ausgewählt. Früher gab es zwei Möglichkeiten. Ich konnte an der Uni Gießen studieren und auch an der Uni Jena und dann habe ich Motivationsschreiben an die beiden Universitäten geschickt und dann für die Uni Gießen muss ich noch zuerst mal ein Interview machen mit Herrn Henning Lobin, glaube ich, ja und auch an der Uni Jena gab es kein Interview, weil die Uni Jena schon mir zuerst Mal die Zusage gegeben hat und dann habe ich mich für die Uni Jena entschieden, weil es keine Garantie gibt, dass ich an der Uni Gießen akzeptiert werde. Aber das ist noch nicht alles. Also an der Uni Gießen muss man Computerkenntnisse haben, also das war meine Schwäche, glaube ich, und deswegen habe ich mich für Uni Jena entschieden. Und auch zu der Zeit war Uni Jena, Uni Jena gehört zu den zehn besten internationalen Studiengängen Deutschlands.

I: Jetzt habe ich zwei Fragen: Zum einen Computerkenntnisse, warum? Oder welche?

A: Ja ich weiß nicht genau, also wie gut die Computerkenntnisse vorausgesetzt sind, aber ich bin aus Indonesien sozusagen und ich bin auch ein Typ, der nicht so gern mit Computern umgeht.

I: Okay.

A: Eigentlich gibt es eine schlechte Erfahrung, ein traumatisches Erlebnis als ich in der Schule war. Also ich habe einen Computerkurs besucht, das Interesse von den anderen hat nachgelassen und die haben den Kurs verlassen und dich war der einzige und irgendwie war der Lehrer sauer auf mich, weil alleine ich bin alleine bin oder ich bin nicht so, ich weiß nicht, aber ja ich habe das überwunden, glaube ich. Jetzt ohne Kenntnisse geht es überhaupt nicht, ja?

I: Ganz genau. Ja und die zweite Frage: Würdest du im Nachhinein etwas anders machen oder war das schon alles okay so?

A: Ich glaube, das war auch schon alles okay. Also ich habe auch natürlich von meinen Fehlern auch, von alles, was schiefgelaufen ist, habe ich auch gelernt. Ich glaube, es ist auch nicht gut, wenn man immer im Leben erfolgt hat, ja. Man muss auch lernen, also wie man

I: Aus Fehlern lernen, ne?

A: Ja, Probleme lösen, ja, auch

I: Oder aus Misserfolgen, ja.

A: Also mit dem Gefühl, ja mit dem schlechten Gefühl, also wie kann man dieses Gefühl verarbeiten. Das muss man auch lernen. Auch für meine Doktorarbeit, Ich finde es lustig, am Anfang meiner Promotion hat dieser Lektor mir gesagt: "Promotion ist nicht alles, Doktorarbeit ist nicht alles." hat er gesagt. Also man muss auch das Leben genießen. So am Anfang finde ich, dass dieser Rat, also kein guter Rat ist, aber habe ich gemerkt, er hat recht. Ja, weil die anderen haben mir auch gesagt, also dass ihre Betreuer haben sozusagen das Gleiche gesagt, also man soll nicht alles geben, sondern man muss das Beste geben und auch, ich meine, es gibt natürlich Themen, die man auch in der Doktorarbeit aufschreiben möchte, aber eigentlich kann man das fortsetzen, nachdem die Doktorarbeit fertig ist. Man kann das in anderen Forschungen machen, also nicht alles auf einmal machen.

I: Ja also bevor wir zu der Promotion kommen, vielleicht noch mal zum Masterstudium. Würdest du uns fünf Schlüsselworte aus deinem Masterstudium nennen? Was verbindest du damit?

A: Medienkompetenz, finde ich wichtig, Grammatikbeschreibungsmodelle, Grundfertigkeiten.

I: Welche sind das?

A: Ja diese Leseverstehen, Hörverstehen, Hör-Sehverstehen, Sprechen, ja

I: Schreiben?

A: Schreiben und auch Fremdsprachenerwerbsforschung. Ist das?

I: Ja gut, das schon, glaube ich, fünf.

A: Fünf.

I: Genau. Und was hat dich besonders, welcher Teilbereich oder Bereich hat dich besonders beeinflusst und ist dann praktisch zur Promotion, hat dich zur Promotion geführt?

A: Eigentlich, also, was mich beeinflusst hat, sind diese Grundfertigkeiten. Ist eigentlich etwas, was leicht ist, aber das gibt Reflexion ja, auch diese wie man eine Fremdsprache erwirbt, auch wie funktioniert das Gehirn beim Lernen und ich habe auch gelernt die Psychologie, also was hat das mit dem Lernen zu tun. Ich finde das auch wichtig für die Promotion später, weil ich sozusagen ein Wörterbuch erstellt und das ist nicht nur eine ganz einfach sozusagen Lemmata und Erklärung, aber wie man sozusagen diese lexikographischen Beispiele gibt, wie kann man sozusagen die Nennformen in dem Wörterbuch formulieren. Als Basis für die Entwicklung eines Wörterbuches habe ich Duden 11 verwendet, also deutsche Redewendungen und ich habe das Wörterbuch sozusagen auch studiert und natürlich ich muss auch die Äquivalente im indonesischen auch untersuchen, habe ich natürlich also mit Korpuslinguistik gemacht und ja, weil die indonesischen Wörter, sind ziemlich veraltet, das ist das Problem. Und die geben keine authentischen Beispiele, das ist anders als im Duden 11. Das ist anders. Um dieses Wörterbuch gut erstellen zu können, gibt es viele Überlegungen dahinter und das, was ich gelernt habe, also dass ich auch die Perspektive von einem Lerner habe, was man braucht, als Wörterbuchbenutzer, und es hilft mir eigentlich beim Erstellen des Wörterbuchs. Also natürlich kann man das in der Lexikologie und Lexikographie lernen, aber ich habe schon sozusagen Vorwissen mitgebracht, also damit ich diese Theorien sozusagen, ja die Theorien leichter verstehen kann.

I: Also nochmal eine Verständnisfrage: Wörterbuch hast du im Rahmen der Promotion erstellt?

A: Ja.

I: Ja, und hast du dann lexikographische Kenntnisse aus dem Masterstudium mitgenommen?

A: Nein, nicht aus dem Masterstudium. Also ich habe das erst in der Promotion sozusagen dann erst studiert.

I: Okay. Also diesen Teilbereich hast du dir dann praktisch beigebracht, ne? Erzähl mal wie war es in Bochum? Du bist dann gekommen, wie war das erste Semester oder die ersten Wochen? Was können wir uns unter einem Promotionsstudium vorstellen?

A: Ja also das Promotionsstudium ist anders als das Masterstudium, ja weil man ist auf sich gelassen sozusagen, man kann selber die Lerngeschwindigkeit entscheiden und natürlich man muss auch immer mit Betreuern kommunizieren. Und ich finde es noch leichter als Masterstudium, ehrlich gesagt, weil es keine Pflichtveranstaltungen gibt. Ja also ich besuche trotzdem Veranstaltungen, Vorlesungen

I: Hast du trotzdem besucht?

A: Ja, also aus Interesse und ich finde das auch wichtig, also um sozusagen nicht zu gewöhnen, an der Situation zu gewöhnen, habe ich die Gelegenheit ja benutzt und ich besuche auch noch Sprachkurse, ja obwohl ich schon auf dem Niveau C1 oder C2 bin ja, besuche ich also B2-Kurse, weil es kein höheres Niveau gibt, aber ich finde das auch wichtig, um Kontakte zu knüpfen, um also Freunde zu haben, kennen zu lernen und das ist auch schon wichtig. Ich finde das auch als Unterhaltung für mich, also an dem Unterricht teilzunehmen, weil ich auch unterrichte, dann lerne ich nicht nur die Sprache, sondern auch die Methoden, ja wie man unterrichtet

I: Was die anderen machen?

A: Genau und ich glaube, das ist immer noch leichter als Masterstudium. Also in Jena, das war ziemlich schwierig, finde ich ja, weil ich vielleicht noch nicht daran gewohnt, also obwohl ich schon ein Semester in Bochum studiert habe, denn ist das Studium in Jena viel

I: Anders.

A: Herausfordernder ja als die Promotion. Das ist, ich glaube, weil man nur mit zwei Betreuern sozusagen kommunizieren soll.

I: Und hattest du Kontakt - ja, Entschuldigung.

A: Ja man fühlt sich nicht alleine. Im Masterstudium, ich weiß nicht, ein bisschen anders. Also man weiß nicht, wer sozusagen der Betreuer ist. Ich habe keinen Betreuer, soweit ich weiß.

I: Ah, so meinst du das!

A: Genau.

I: Aber hattest du Kontakt auch zu anderen Doktoranden oder Doktorandinnen?

A: Ja, ja, wir haben ein Kolloquium.

I: Okay.

A: Fast jede Woche gibt es ein Kolloquium bei Frau Pittner und wir können unsere Fortschritte präsentieren. Also ich habe diese Gelegenheit immer genutzt, also jedes Semester, also

I: Einmal?

A: Ja, einmal halte ich einen Vortrag, ja, über meine Arbeit, also wie weit ich gekommen bin. Und das ist auch wichtig um Feedback selbst von den anderen zu bekommen und Kommentare zu bekommen. Das ist auch eine gute Übung, um vor dem Publikum zu sprechen. Ich glaube, das muss man auch lernen, also vor dem Publikum zu sprechen ja. Das geht nicht nur theoretisch, aber man muss auch probieren ja, also ob man noch sozusagen souverän ja oder ruhig bleiben kann. Also vor so vielen Leuten, wissenschaftliche Reden zu halten, das ist etwas schwierig natürlich.

I: Du sagst "so vielen", wie viele waren es denn, so ungefähr?

A: Wie viele? Also viel ist nicht so viel, ich glaube noch unter zehn.

I: Okay.

A: Unter zehn Doktoranden ja, auch ich glaube aus China, aus Korea und dann aus der Mongolei und auch aus Deutschland und Russland ja, ich kann

I: Und musstet ihr auch irgendwo an den Konferenzen teilnehmen? Tagungen?

A: Also habe ich, das war nicht verpflichtend, aber einmal also bin ich zurück also nach Indonesien geflogen, auf einer Tagung habe ich sozusagen ein Teil von meiner Dissertation präsentiert, ja.

I: Jetzt habe ich noch eine Frage vielleicht zu den Schwierigkeiten oder Problemen, die du beim Schreiben oder beim Promovieren hattest. Was würdest du da nennen?

A: Ja, also eigentlich man muss viel lesen, ja eigentlich man muss wirklich viel lesen, ohne Interesse, ohne Leidenschaft ist es natürlich sehr schwierig, ja und, aber ich habe das auch schon erwartet. Das ist auch wichtig natürlich die richtige Einstellung und Erwartung zu haben vor dem Studium. So man muss auch schon wissen, dass man sozusagen so viel lesen muss, ja und es gibt natürlich auch Konsequenzen. Ich versuche, diese Erwartung zu bauen, damit ich also nicht gestresst bin. Ich finde das auch schon wichtig, diese Erwartung, richtige Erwartung zu haben. Also ich arbeite sozusagen jeden Tag. Auch sonntags bin ich noch in der Bibliothek und ja ich finde das auch lustig. Am Anfang hat meine Professorin, Frau Pittner, einen Raum mir angeboten auf dem Campus, aber ich habe den Raum abgelehnt, weil ich gerne so, also ich brauche Abwechslung.

I: Wolltest du die Gesellschaft haben?

A: Ich sitze nicht gerne an einem Ort, ja.

I: Ach so.

A: Ja deswegen ich lese

I: Die anderen stören dich nicht?

A: Oder lerne in der Bibliothek oder zu Hause oder im Rechenzentrum, habe ich immer gewechselt, ständig gewechselt. Aber das hängt von uns ab ja, also

I: Ja, ich glaube, von Person zu Person ist es unterschiedlich.

A: Genau, ja.

I: Und hattest du noch andere Verpflichtungen? Hattest du noch eine Stelle, musstest du noch irgendwie ein Seminar geben oder irgendwas Organisatorisches?

A: Nein.

I: Nein, nur die Promotion.

A: Nein, nur die Promotion, ja.

I: Und das Schreiben, fiel dir das leicht, oder ja, hattest du Schreibblockaden? Man hört ja oft, wenn jemand so allein sitzt und schreibt, dass man dann nicht mehr weiter weiß.

A: Genau, das erlebt man natürlich am Anfang, aber ich habe gedacht, ich habe schon Erfahrungen damit gemacht. Ich lerne einfach aufzuschreiben, was ich denke. Also manchmal denkt man zu viel, manchmal hat zu viel Angst aufzuschreiben und ich habe das überwunden, ich schreibe einfach auf ja, was ich denke und natürlich auch Literaturangaben, falls es gibt und ja ich habe sozusagen eine Datei, ja Word-Datei also auf der ich schreiben kann, alles, was ich denke und löschen ist ganz einfach ja. Aber zuerst mal aufzuschreiben, ist sehr wichtig. Und ich finde das auch schön, dass ich gute Professoren als Betreuer habe. Ich diskutiere zuerst mal ja, was ich denke und ich warte ab, ja was er oder was sie dazu sagt. Und ich finde, das gibt auch einen guten Eindruck ja, dann weiß der Professor oder die Professorin, dass wir uns damit beschäftigen, ja. Man muss das auch zeigen ja, also wenn man nur überlegen, überlegen, überlegen und nicht schreiben, dann ja, das ist alles nur ein Konzept ja, dann kann man nicht bewerten. Aber wenn man das aufgeschrieben hat, ja, dann hat man ein konkretes Ergebnis. Ich glaube, dass ich ein gutes Ergebnis ja bekommen habe. Viel besser als ich dachte.

I: Ja? Verrätst du uns das Ergebnis?

A: Soll ich?

I: Ja, wenn du möchtest.

A: Okay, ich habe eigentlich Summa cum laude bekommen, also das ist

I: Super.

A: Das ist schon zu viel, als ich

I: Also Grüße nach Bochum, das ist schon zu viel!

A: Ja, aber ich weiß nicht, also ich weiß nicht. Aber vielleicht, also ich schätze es sehr, dass man sozusagen, dass die Professoren mir so gute Noten, sehr gute Noten gegeben haben, aber

I: Ja du hast dafür Einiges geleistet sicherlich.

A: Ja, aber deswegen, das hängt von uns ab ja, also wir müssen natürlich unser Bestes geben und wenn die Professoren von uns verlangen, also ich versuche nicht Nein zu sagen ja, also ich versuche zuerst mal zu machen ja, was die Professoren von uns verlangen, also falls es später nicht weitergeht, dann erklären wir warum, ja. Ich glaube, das ist auch wichtig, ehrlich zu sein, also unsere Probleme zu sagen ja und nicht ganz einfach verschwinden, das ist natürlich sehr schlecht ja, wenn man keine gute Kommunikation oder einfach verschwindet oder wenn man nicht zu erreichen ist, finde ich sehr schlecht und deswegen, man muss einfach diskutieren ja, welche Schwierigkeiten man hat oder welche Ideen man hat ja, wie kann man diese Ideen umsetzen, ja? Die Professoren haben natürlich mehr Erfahrungen als wir und die helfen uns, ja. Also wie wir diese Ziele erreichen können. Die kennen die Schritte. Ja wir wissen das Ziel, aber wir kennen nicht die Schritte, wir kennen das, ja. Ich glaube, Vertrauen ist gut ja und ich glaube, also einige Male war ich auch eingeladen zum Haus von dem Professor und dann haben wir zusammen gekocht. Das hilft auch natürlich, also wenn man diese gute Beziehung hat.

I: Also was ich rausgehört habe ist schon so zwei Tipps. Zum einen alles aufschreiben, was man denkt oder was man gerade gelesen hat von Anfang an. Ist das richtig? Genau.

A: Genau, genau.

I: Und das zweite mit Betreuerinnen und Betreuern kommunizieren. Das ist das A und O, ne?

A: Ja und so viel wie möglich Kontakt mit den anderen aufzunehmen. Und ich glaube, je mehr Menschen man kennt, desto besser ist es, denn auf dem Campus sozusagen in jeder Ecke findet man Kumpel.

I: Ja, klar.

A: Und ich finde das auch wichtig, dass man psychisch gesund bleibt, also einerseits also muss man das Beste geben, hart studieren, viel lesen, aber man muss auch auf diese psychische Gesundheit achten.

I: Wie du gesagt hast, Promotion ist nicht alles, ne?

A: Ja, aber man muss auch sozusagen den Satz richtig verstehen. Nicht zu viel Party oder so, oder zu viel reisen. Man muss immer im Blick haben ja, was das Ziel ist. Und ich glaube, das ist auch schon gut, weil ich ja ein Stipendiat bin, also muss man

I: Also du hattest eine Unterstützung, eine finanzielle Unterstützung?

A: Genau. Das erleichtert mich natürlich, ja?

I: Wie bist du dazu gekommen?

A: Also ich habe mich um das Stipendium vom DAAD beworben.

I: Vom DAAD.

A: Vom DAAD, ja. Denn ich glaube, das ist schon ein großer Vorteil, ja da ich nicht

I: Erleichterung.

A: Also ja um die finanzielle Lage kümmern muss ja.

I: Ja es ist sehr wichtig, ne?

A: Genau.

I: Ja du hast schon wertvolle Tipps gegeben. Vielleicht noch deine Erfahrung aus der Verteidigung. Kannst du uns so ein bisschen beschreiben, wie war das, wie läuft das ab? In deinem Fall, wie ist das abgelaufen?

A: Ja also für die Verteidigung, das war sehr spannend ja, aber vor der Verteidigung habe ich die Verteidigungen von den anderen gesehen, damit ich also die Situation verstehe. Wie läuft erstmal? Das muss man kennen, weil dann kann man das Skript ja, was passiert danach und was dann, dann verstehen wir, wie die Situation ist. Da war ich bei einer Verteidigung von einer Dozentin, ja, von einer Deutschen, ich habe auch gesehen, dass die auch Angst hat und zittert, ein bisschen zitternd, ein bisschen stockend. Und ich finde das auch okay, das ist etwas, was normal ist, dann muss ich auch keine Angst haben, wenn ich zittere oder wenn ich stockend antworte. Und das ist natürlich nichts Positives ja für sie, aber für mich ist die Erfahrung, also das gibt Mut ja. Das ist auch wichtig. Zuerst mal also, wenn man die Gelegenheit hat, diese Verteidigung zuerst mal zu sehen ja, um einen Blick zu verschaffen, das ist ja wichtig. Und dann ich muss zwei Thesen vorbereiten, die anders als das Thema meiner Dissertation sind. Und das ist auch schon ziemlich herausfordernd, welche Themen man nimmt.

I: Zwei Themen?

A: Zwei Thesen, zwei Thesen, Entschuldigung.

I: Thesen und Themen, ja.

A: Ja, die man eigentlich präsentieren soll ja in der Disputation. Und ja das ist auch ziemlich herausfordernd und das braucht ca, ich glaube, drei Monate oder fast ein Semester, um diese Themen zu überlegen. Und ganz wichtig ist natürlich auch, mit unseren Betreuern zu besprechen ja, ob das okay ist. Manchmal denken wir, dass wir schon das verstanden haben, aber eigentlich nicht, denn natürlich können wir uns jetzt informieren, von dem Internet gibt es Tipps ja, aber das richtige kriegt man erst von dem Feedback von den Betreuern ja, was eigentlich das Ideale ist. Und dann diese zwei Thesen, und dann natürlich auch zuerst mal muss man die von der Dissertation erklären ja, wie das ist und dann diese zwei Thesen und dann in der Disputation waren, ich glaube, sechs Prüfer oder ja insgesamt acht.

I: In der Kommission?

A: Ja, in der Kommission, ja und ja die stellen Fragen, aber wir können, also zwei Betreuer und dann zwei weitere Professoren also von unserem Fach und dann von dem einen anderen Fach, ja und dann zwei weitere, also ich habe nicht alles im Kopf, es tut mir leid, auch Fragen stellen und ja irgendwie zum Glück habe ich auch die Disputation genossen. Das ist wie eine, wie sagt man das, also wenn man in einer Band ist ja, dann bereitet man sich

I: Wie ein Konzert.

A: Auf einen Konzert vor. Ja, das ist mein Konzert.

I: Ach ja, schön.

A: Ja, dann hat man sozusagen die Bühne, um zu zeigen ja, was man schon gelernt hat, was man vorbereitet hat. Natürlich

I: Ach, schöne Metapher.

A: Also im Nachhinein habe ich diese Kommentare bekommen ja. Ich weiß nicht, aber die haben gesagt: "Ja Sie haben viel gelächelt und Sie haben alles gut erklärt" und so. Ich habe ja eine Frage falsch beantwortet, aber das ist kein Problem, weil das eigentlich spontan ist ja, habe ich wirklich genossen, wirklich, das war einer der schönsten Tage in meinem Leben.

I: Schön, das zu hören. Und jetzt stehst du ja schon Mitten im Berufsleben, ne? Du unterrichtest an der Universität. Was unterrichtest du genau?

A: Also ich unterrichte Deutsch, das ist ganz klar und auch für mehrere Stufen ja.

I: Aber ich meine jetzt Fachseminare oder Sprachkurs eher?

A: Jetzt Fachseminare, aber das ist wie ein Sprachkurs, aber der Fortschritt ist, sozusagen anders als in normalen Sprachkursen. Also man muss schnell lernen, also an der Uni und das ist auch anders, aber die Grammatik, also man legt auch einen großen Wert auf die Grammatik anders als im normalen Sprachunterricht oder Sprachkursen, wo man kommunikativ sein soll. Aber im Unterricht ist es ein bisschen anders, also wenn man auf die Grammatik großen Wert legt und auch ich unterrichte auch diese Deutsch als Fremdsprache, gibt es auch ein Seminar. Nur ein Seminar, was ich sozusagen das ganze Studium studiert habe, also muss ich nur in einem Seminar vermitteln. Ja aber deswegen, das muss man, sozusagen, gut gestalten ja, was wichtig ist, was ja, was weniger wichtig ist. Und ich finde das auch sehr nützlich für unsere Studenten, dass die wissen, wie das Lernen funktioniert. Ja deswegen habe ich gesagt am Anfang diese Grundfertigkeiten, wie man Fremdsprachen erwirbt ja. Das ist ganz wichtig, ja wenn man bewusst ist, wie das Lernen funktioniert und wie das Gehirn funktioniert ja, ich meine, dass man einfach sozusagen zum Beispiel frühstücken soll, weil das besser funktioniert ja, solche Sachen, ja

I: Weil man, genau, Energie braucht. Und ist dein Berufsziel erreicht? Oder sagst du, du hast noch was vor, was Größeres vor?

A: Ja eigentlich was Größeres vor, also alle

I: Habilitieren?

A: Vielleicht. Ja, alle wollen Professor werden und so aber, ich glaube, mit der Zeit kann das kommen natürlich, ja aber lerne ich zuerst mal, dass ich meine Arbeit ja, dass ich gut in meiner Arbeit bin.

I: Ja ich wünsche dir bei allen Plänen, wie auch immer die aussehen, ob du die zu hoch oder nicht zu hoch stellst, deine Erwartungen alles Gute.

A: Danke schön.

I: Schön, dass du dabei warst, schöne Grüße nach Indonesien.

A: Danke schön.

I: Ciao.

A: Ciao.