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Folge 26 - Ronahi

Herkunftsland und Erstsprache: SyrienArabisch

Studium in Deutschland: Masterstudium Bauingenieurwesen1 Semester — Universität Kassel

Publikationsdatum: Dec 09, 2022Aufnahmedatum: Dec 02, 2021

Folgende Informationen wurden in der Folge erwähnt, hier finden Sie weiterführende Links dazu:

Transkript:

I: Herzlich willkommen zu einer neuen Podcastfolge Mein Studienstart in Deutschland und heute zu Gast ist Ronahi bei mir. Sie ist 23 Jahre jung, kommt ursprünglich aus Syrien und studiert seit dem Wintersemester 17/18 an der Universität Kassel das Fach Bauingenieurwesen und ist bereits im Masterstudiengang. Hallo Ronahi.

R: Hi, grüß dich.

I: Wie geht es dir?

R: Ja, ganz gut und bei dir?

I: Ganz gut? Ja, auch. Schön, dass du da bist!

R: Freut mich auch, dabei zu sein.

I: Ich habe dich bereits vorgestellt und gesagt, dass du Bauingenieurwesen studierst. Würdest du dein Fach mit fünf Schlüsselworten zusammenfassen?

R: Ja, also das ist, diese Schlüsselwörter wären dann Mathe, Statik, Gleichgewicht, Entwurf und Planung und Bauleitung.

I: Okay, klingt alles so nach Technik.

R: Genau.

I: Genau, aber bevor wir zu den Inhalten von deinem Fach, auf die Inhalte zu sprechen kommen, möchte ich fragen: Wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen, im Ausland bzw. in Deutschland zu studieren.

R: Ja, also eigentlich war das Ganze nicht so wirklich geplant, also ich komme ja ursprünglich aus Syrien und wegen des Kriegs mussten wir dann halt fliehen und ja, wir sind dann halt nach Deutschland gekommen und da ich mein Abi schon in Syrien hatte, dann habe ich hier direkt mit der Universität angefangen halt.

I: Ach so, d.h. das Abitur in Syrien war eins zu eins anerkannt, auch in Deutschland.

R: Genau, ja.

I: Du musstest kein Studienkolleg besuchen.

R: Genau, also das glaube ich, das geht nur, wenn man über 70 Prozent hat und ich hatte schon um die 90 Prozent oder so, von daher, deswegen war das kein Problem.

I: Und wie war das damals mit der Sprache? Musstest du dann sprachliche Voraussetzungen erfüllen?

R: Ja, also eigentlich ist es so, dass man im Allgemeinen ein C1 Niveau hat, also von der deutschen Sprache und dann auch dafür so eine bestimmte Art von Hochschul… machen und es gibt so verschiedene Arten dafür und was ich so gemacht habe, war, also nennt sich DSH-Prüfung, also die Abkürzung bedeutet, genau, Deutsche Sprache für Hochschulzugang.

I: Die DSH.

R: Und ja, ich habe mich dann halt für die Prüfung entschieden, dann die Prüfung gemacht, bestanden und somit bin ich halt zugelassen für das Studium.

I: Und sag mal, woran hast du die gemacht? Auch in Kassel?

R: Ja, also ich habe es in Kassel und Frankfurt gemacht, weil man hat ja das, also man kann daran nur teilnehmen, wenn man sich schon für ein bestimmtes Fach eingeschrieben hat und in Frankfurt habe ich mich damals für Pharmazie eingeschrieben und in Kassel für Bauingenieurwesen und da damit habe ich dann zwei Chancen gehabt so die Prüfung zu bestehen, weil ich dann die Schwierigkeit nicht wusste, wie schwer das ist, also es gab ja Prüfungskurse, wie heißt das, Vorbereitungskurse von der Uni Kassel, an der ich teilgenommen habe, aber ich war trotzdem so der Meinung: „Oh, vielleicht wäre es besser, wenn ich zwei Prüfungen mache, dann wenn eine nicht hat, klappt die andere so vielleicht etwas mehr“, und ja, somit, also ich habe trotzdem beide bestanden, aber es war halt von Anfang an so eine Planung für zwei Möglichkeiten.

I: Also d.h., ich fasse zusammen: Um an einer DSH Prüfung teilnehmen zu dürfen, muss man eingeschrieben sein an einer Universität oder an einer Hochschule und du hast jetzt zwei Fächer genannt: Pharmazie und Bauingenieurwesen.

R: Ja.

I: Es ist ein riesen Unterschied, würde ich sagen.

R: Ja.

I: Und würdest du uns das noch erklären oder was dazu sagen?

R: Also es kommt halt ursprünglich daher, weil ich schon in der Schule so die Schwerpunkte, Chemie, Mathe, Biologie so sehr mochte und deswegen habe ich gesagt: „Okay, also Chemie war so mein erstes Lieblings... Lieblingsfach sozusagen und deswegen war Pharmazie eher viel näher an meinem Herzen und dann habe ich gesagt: „Okay, dann studiere ich Pharmazie“, aber da es dann nicht geklappt hat, dann habe ich, also eigentlich damals sogar bei der, bei der Einschreibung halt für die Prüfung, einfach so Bauingenieurwesen genommen, weil ich dachte: „Okay, das werde ich eh nicht machen, ich mache es nur für die Prüfung.“ Aber am Ende bin ich

I: Rein zufällig.

R: Genau. Es war rein, alles Zufall und ich muss gestehen, dass es trotzdem gut geklappt hat, obwohl ich das mir nie vorgestellt habe, dass ich am Ende bei Bauing landen werde.

I: Das ist ja witzig. Also rein zufällig bist du jetzt im Masterstudium und bist im Nachhinein zufrieden? Hast du ja gesagt.

R: Ja, einigermaßen, also mein, mein... Also am Anfang fiel es mir schwer, weil ich dann mich, mir noch nie so was vorgestellt habe oder halt gar nicht auf die Idee gekommen bin, aber weil ich die Fächer so einigermaßen kann und ja es macht auch Spaß, deswegen gehe ich davon aus, dass das Richtige auch ist.

I: Und für die Pharmazie gibt es ja eine deutschlandweite Zulassungsbeschränkung. Wie war das jetzt in Frankfurt für die internationalen Studierenden? Weißt du das?

R: Ja.

I: Wie viele?

R: Ja, soweit ich das weiß, also so schon damals wurde mir gesagt, dass es halt drei Prozent der Plätze für die internationalen Studierenden geben wird und ich habe extra damals auch gefragt so, wie der NC war und die meinten das, also in dem Jahr war, also von 17/18 haben die dann NC von 1,0 für Pharmazie genommen und meins war 1,6 oder so, also deswegen hat es nicht ausgereicht. Aber ich finde es trotzdem krass, dass es so wenige Plätze gibt, aber ja.

I: Ja, das ist es. Okay und nochmal zurück zu der DSH Prüfung. Wie hast du dich vorbereitet? Hast du Kurse besucht?

R: Ja, genau, also von der Uni Kassel, an der Uni Frankfurt habe ich keine Kurse besucht, weil das für mich die Strecke zu weit war, aber von der Uni Kassel wurde

I: Also du hast hier gewohnt, Entschuldigung.

R: Genau, ich habe in Kassel gewohnt, genau, und von der Uni Kassel wurde von dem Sprachzentrum ein sogenannter DSH-Vorbereitungskurs angeboten, der, glaube ich, drei Wochen, glaube ich, das war, entweder drei oder dreieinhalb Wochen.

I: Also ein Intensivkurs?

R: Genau, Intensivkurs so jeden Tag und wo man wirklich so, alles so die Grundkenntnisse dafür so nochmal vertieft hat, was man alles beachten muss, wie die Prüfung überhaupt so aufgebaut ist und so richtig dafür gut vorbereitet geworden und ja, also ich habe an dem Kurs teilgenommen und es hat mich wirklich sehr, sehr, sehr viel weitergeholfen.

I: Und wie war das dann beim Studienbeginn? Waren die Sprachkenntnisse, ich möchte jetzt nicht sagen, ausreichend, aber wie hast du dich gefühlt, also das, was du da im Kurs gemacht hast und dann fängt das Studium an? Wie waren so die ersten Wochen für dich?

R: Ja, das war sehr beeindruckend. Ich hatte, also am Anfang war ich ja sehr aufgeregt, weil alles ja neu war und komplett anderer Studiengang und alles Mögliche, aber ich war trotzdem: „Okay, ja, so du hast doch ein gutes Sprachniveau absolviert, dann kannst du es trotzdem so durchkommen.“ Und ich muss sagen, die ersten zwei Monate oder vielleicht auch mehr, hatte ich das Gefühl, dass ich Deutsch gar nicht kann so manchmal hatte ich so Gefühl: „Hey, du hast so viel Prüfungen gemacht, so viele Kurse besucht und man merkt trotzdem, ach ist es wirklich immer noch deutsch, ist das das Gleiche, was du gelernt hast?“ Weil man hat einfach gemerkt, dass es wirklich ein anderes Niveau ist, also in den Kursen lernt man ja die die Fachwörter nicht oder lernt man halt nicht so wie in der Uni so, ist halt alles so eigentlich so anders aufgebaut, aber wenn man das nacharbeitet oder also halt zu Hause sich nochmal das anschaut, so langsam alles guckt, dann klappt das auch. Aber am Anfang war es wirklich sehr schwierig.

I: Und jetzt bist du, wie gesagt, hast du schon dein Bachelorstudium abgeschlossen?

R: Ja.

I: Dann kommen wir zu deinem Fach. Was macht denn dein Fach Bauingenieurwesen aus? Welche Schwerpunkte gibt es oder Teilbereiche oder Module?

R: Ja, also an sich das Studium unterteilt sich in zwei Teile. Der erste heißt so Grundstudium und das andere ist Hauptstudium und die Fächer unterteilen sich, also bei dem Grundstudium ist alles so Grundlagenaufbau, so Kenntnisse halt und bei dem Hauptstudium kommt das dann der Schwerpunkt, was man auswählt, mit der oder man sich vertiefen möchte und das Praktikum z.B., die Bachelorarbeit, das Bachelorprojekt, also halt alles so was auf das andere so aufbaut.

I: D.h. Grundstudium und Hauptstudium ist innerhalb vom Bachelor?

R: Bachelor, genau, ja.

I: Okay, okay.

R: Genau, also z.B. bei, ich kann dir ein paar Fächer benennen, die, die da auftauchen. Also z.B. bei Grundstudium ist es so, dass man zum Beispiel Matte 1 und 2 hat, wo man alle Mathegrundlagen nochmal wiederholt, also für mich war das fast eine Wiederholung, würde ich sagen, und dann lernt man auch die Mechanik, also was so mit Physik verbunden ist, so bisschen Mechanik, wie die Kräfte eingeleitet werden oder auch wie z.B. man zeichnen kann, also entweder so, also wir hatten einfach die, nennt sich Darstellungstechnik. Da hat man gelernt, so wie man z.B. eine Kirche so 3D zeichnet, wie man alle Maße so und Sichte berücksichtigen soll und kann und muss oder auch das per einem Programm zu zeichnen oder auch auf, also in, draußen halt bei den Straßen oder so auch so vermessen kann mit Geräten, Nivelliergeräten und so was oder auch, wo man halt, also man hat so wirklich die Grundlagen von alles so kennengelernt, so wie alles so im Allgemeinen aufgebaut ist und z.B. auch so die Chemieverhältnisse bei Beton oder wie verhält sich das mit Wasser oder Bindemittel, also halt alles so, was sich in dem Bereich von Grundkenntnisse geben kann, und bei dem Hauptstudium war es so, dass man, also es gibt dann verschiedene Fächer, die man belegen muss und die sind dann zum Beispiel Wasserwirtschaft oder Verkehrsgrundlagen oder halt Baubetriebswirtschaft, wo man halt dann wieder die Kalkulation oder das Erstellen von Angebot, also wenn man jetzt in einer Baufirma oder so arbeitet, dann betrachten muss oder auch dann einfach die nennt sich „Grundlagen des konstruktiven Ingenieurbau“, wo man halt wirklich die Aufteilung der Kräfte und die Bemessung von der Decke, von der Stütze, also so explizite Bauteile nochmal bemisst, wie die, wie der Widerstand sein kann, wie die Einwirkung sein kann und wie alles so zusammenhält, was man alles betrachten muss. Ja, also es ist halt eher in der Richtung sozusagen. Und es kommt dann auch, also das kommt so bis zum fünften Semester so diese Fächer und man kann dann im sechsten Semester, dann einen Schwerpunkt auswählen. Es gibt natürlich so verschiedene, so je nachdem, was man später dann arbeiten muss. Es gibt so, glaube ich, sechs oder sieben Schwerpunkte und dazu muss man auch dann, also nebenbei muss man auch noch, also nach dem Modulhandbuch gibt es auch ein Praktikum, zwölf Wochen, dass man, was man absolvieren muss und ja dann kommt die Bachelorarbeit und das Bachelorprojekt und ja, dann ist man fertig.

I: Sechs Schwerpunkte. Was hast du denn für einen Schwerpunkt genommen?

R: Also ich habe das konstruktive Ingenieurbau ausgewählt, konstruktiver Richtung, wo man halt ja, also Bauteile bemisst und dabei der Tragwerksplan und dann alles so betrachtet, wie alles so zusammen aufgebaut ist, ob die Decke das aushält oder was für eine Kategorie da sind. Also je nachdem halt, wie das Gebäude ist oder ja halt wie alles so zusammenkommt. Also das ist eher halt Hochbau oder Brückenbau halt.

I: Genau, du hast verschiedene, ich weiß gar nicht, wie ich das benennen soll, verschiedene Bauelemente genannt, ob das jetzt ein Haus ist, Gebäude oder eine Brücke oder Verkehrsbau hast du genannt, d.h. man muss sich in allen Bereichen auskennen oder sind das schon Schwerpunkte, die man legen kann?

R: Also einigermaßen, also man muss schon die Grundkenntnisse, man lernt die ja in dem vorherigen Semester, aber wenn man jetzt den Schwerpunkt auswählt, dann kann man, also man kann in dem Beruf natürlich später weiter immer lernen, weil man kann immer lernen so, auch wenn man jetzt arbeitet. Deswegen kann man schon, also wenn man möchte, kann man schon in der Arbeit dann eher sich im Bereich Verkehr oder so mehr vertiefen, ohne dass das man nochmal in der Uni das studiert, also wenn man schon die Grundlagen von den Konstruktiven hat, dann kann man so den Verkehr nochmal ergänzen dazu, was man so in der Arbeit so lernen kann. Aber ja, also z.B., aber man kann z.B. nicht, wenn man Bauleitung, nicht Bauleitung, wie heißt das, Baumanagement oder Baubetrieb dann vertieft hat, denn bei der konstruktiven Arbeit, also vielleicht geht das, aber das wird nicht so leicht sein, weil die zwei unterscheiden sich so einigermaßen.

I: Das eine muss auf das andere aufbauen.

R: Genau, ja.

I: Und was machst du z.B. jetzt im Master? Weil du hast so viel genannt, das ist ja schon... Was gibt es noch Neues im Master?

R: Also das Fach, einfach was mich begeistert, also was wirklich neu im Master war, es heißt, nennt sich massive Brückenbau. Das gab es im, also Massivbau ist ja so ein Hauptschwerpunkt von dem konstruktiven Bereich. Und im Bachelor hatten wir nur Massivebaugrundlagen, Massivebaukonstruktion und jetzt im Master gibt es Massivbau, Massivbrückenbau. Ja, also da bin ich halt irgendwie so begeistert.

I: Noch konkreter.

R: Genau noch konkreter, expliziter, so alles, wie alles aufgebaut ist und wie die Brückenbemessung überhaupt erfolgt.

I: Und in welcher Form wird das Ganze angeboten? Also gibt es mehr Vorlesungen oder Übungen oder praktische Studien oder wie nennt sich das alles?

R: Also ist halt von Fach zu Fach irgendwie anders, aber meinst du jetzt im Master bezogen oder auf dem Bachelor?

I: Oder wie war es im Bachelor?

R: Also im Bachelor war so, es ist auch wieder halt fächerbezogen, bei einigen, aber im Allgemeinen ist es so, dass man so eine Vorlesung hat, Übungen und Tutorien und nach Studienleistungen, bei einigen ist so, also erst nach dem Bestehen der Studienleistung darf man dann an der Prüfung teilnehmen und bei einigen ist es so, erst nach dem Bestehen der Studienleistung wird die Prüfung anerkannt. Also je nachdem, also, aber es ist immer so ein Muss für die Anerkennung der Note so. Einige kann man erst davor oder auch danach teilnehmen, also je nach Fach dann.

I: Aber die Studienleistung oder die Prüfungsleistung ist dann welche? Klausur?

R: Nee, also das sind, das sind halt z.B. Hausübungen, also z.B. man lernt ja z.B. man hat hier ein Fach so über Bauinformatik, also das hatten wir auch, so ein kleines Programmieren, dann muss man halt für die Hausübung so programmieren, wie alles so berechnet wird. Also es war halt so ein kleine, eher rechnen, also es war nur einmal, glaube ich, etwas Theorie, aber ansonsten war alles Rechenteil.

I: Und dann gibt man das schriftlich ab?

R: Genau, ja. Nee, nicht schriftlich. Je nachdem, ob man das Programm gemacht hat oder halt noch eine Hand-Rechnung, ja.

I: D.h. man muss sich schon, also welche, welche Grundkenntnisse muss man mitbringen, um Bauingenieurwesen zu studieren? D.h. du hast gesagt, Mathe, Computerkenntnisse.

R: Ja in der ersten Stelle ist immer Mathe. Also vor allem Computerkenntnisse sind nicht so intensiv, weil man lernt ja, wie man das Programm verwendet erst im Studium so. Ich kann die Programme auch nicht, aber man muss halt ein flexibler Mensch sein, also man würde schon gerne so mit dem Computer gerne umgehen. Ich glaube, das trifft sich bei allen, aber ja, also Hauptsache, dass man Mathe kann, so das Verständnis dafür kann, wobei ich muss noch sagen soll, dass man schon in dem Studium auch so die Mathe noch mal auffrischt, also wenn man zum Beispiel im Abi noch nicht wirklich so alle Mathethemen so im Kopf hatte, kann man in dem Studium das auch auffrischen. Hauptsache man versteht das so, also man kann das verstehen und man kann alles so miteinander selber verbinden kann, so dieses Nachdenken, damit man weiß, wie alles zusammenhängt, bzw. auf sich aufbaut.

I: Und muss man auch lesen im Studium, also im Sinne Fachliteratur?

R: Ein, also bei einigen ja schon, wenn man z.B. also wir hatten Hausübung bei dem Fach Baubetriebswirtschaft und da müssten wir so kalkulieren für, also wie, so ein Angebot erstellen für ein Einfamilienhaus und da musste man schon in der Literatur so immer gucken, welche Bauteile so günstig sind oder welche Bauteile, welche Eigenschaften hat. Also man hat da gelernt z.B. wenn ein Bauherr ein bestimmtes Anliegen hat, wie man das erfüllen kann so nach bestimmten Vorgaben von Europol oder von DIN-Norm. Also es gibt so bestimmte Vorgaben, was man beachten muss und nachfolgen soll.

I: Aber so irgendwelche wissenschaftlichen Zeitschriften, also eher so forschungsorientiert, muss man weniger lesen, ne?

R: Eher weniger, ja, also das Studium an sich baut sich eher viel rechnen halt.

I: Eher praktisch.

R: Ja, genau.

I: Ja, du hast ja gesagt, es gab ein zwölfwöchiges Praktikum. Wo hast du das absolviert? Wie bist du darauf gekommen? Muss man die Stelle selbst suchen?

R: Also an sich kann man das ja je nachdem wo man gerne arbeiten möchte. Es gibt so mehrere Möglichkeiten, z.B. entweder, also das typischste ist entweder, dass man also, dass man entweder das in eine, in einer Baufirma macht oder bei einem Ingenieurbüro und ich habe am Anfang, muss ich gestehen, ich habe am Anfang auch bei einer Baufirma das gemacht, aber halt freiwillig, weil ich am Anfang nicht wusste, ob ich Baubetrieb vertiefen werde oder halt konstruktiv. Aber dann, nachdem ich dann bei der Baufirma das absolviert habe, also das hat mir sehr gut gefallen, aber ich finde das Bauleitung nicht wirklich meins und dass ich eher gerne so mit Statik und Tragwerksplanung arbeiten möchte und ja deswegen habe ich dann mein Pflichtpraktikum, also die zwölf Wochen in einem Ingenieurbüro absolviert, wo ich da so die Grundlagen noch mal kennengelernt habe oder die Verwendung von dem Programm nochmal gelernt habe oder auch eins-, zweimal auch bei einer Baustelle war, wo ich dann die Bauüberwachung gesehen habe z.B., also nichts, was die Bauleitung macht, sondern was ein Ingenieurbüro macht, weil die müssen ja auch neben der Bauleitung noch mal auch kurz Bau überwachen.

I: Und das hast du dann, diese Stelle hast du dann selbst gefunden?

R: Ja, aber man, also man könnte auch von der Uni wird das, ich glaube, es gibt so ein bestimmter, nicht, keine Fachschaft, sondern so ein bestimmtes Sekretariat, wo man da auch Hilfe bekommt dafür, weil als ich mich da, also man muss sich ja auch da anmelden, damit die Uni sozusagen weiß, dass du in diesem Zeitraum ein Praktikum absolvierst und als ich mich da einmal anmelden wollte, dann hat die Mitarbeiterin nachgefragt, ob ich selbst eins suchen möchte oder ob ich eine Hilfe dabei brauche. Ja, also Hilfe, Hilfe wird schon angeboten.

I: Man wird nicht allein gelassen.

R: Genau.

I: Okay. Genau, Fachschaft gibt es auch wahrscheinlich, hast du ja gesagt?

R: Genau, ja, aber, aber ich habe mich da nicht so wirklich viel gemacht. Also ich war nur einmal, glaube ich, da für Fragen für alte Klausuren und das war im ersten oder zweiten Semester. Aber ich glaube, wenn man Hilfe braucht, helfen dir auch gerne, weil das sind ja alle erfahrene Studierende.

I: Und wie bist du so durch das Bachelorstudium gekommen? Gab es eine Lerngruppe, in der du warst oder warst du eher alleine oder was ist so typisch, möchte ich nicht sagen, aber wie war es bei dir?

R: Ja, also ich bin halt bisschen flexibel, bei einigen war ich, also bei einigen Fächern war ich halt alleine und bei einigen war ich so in Gruppen aus vier Personen oder so, bei einigen waren, war nur zu zweit. Also es war halt unterschiedlich, aber wir waren die meisten, bei den meisten Fächern immer so zu zweit, wo wir dann zusammen gelernt haben und immer so verglichen haben. Also es ist auch natürlich besser, wenn man nicht alleine ist, weil so kann man dann z.B. die Lösung vergleichen oder mehr diskutieren und so andere Meinungen holen, aber ich bin, also ich bin halt so, dass ich nicht gerne so in Gruppen aus 5 oder 6 Personen arbeite, weil dann verliere ich den Überblick so, weil jeder hat so eine andere Meinung, dann kann man, also für mich ist es so, dass ich mich eher besser damit konzentrieren kann oder auseinandersetzen kann, wenn wir jetzt zu zweit oder zu dritt sind, ja, aber im Allgemeinen bei den Hausübungen, wo wir halt fünf oder so waren, hat es trotzdem gut geklappt.

I: Okay, ich überlege gerade, wie ich die Frage formuliere. Also ich habe ja, glaube ich, am Anfang auch gesagt, dass Bauingenieurwesen, hört sich für mich eher so nach einem männertypischen Fach. Wie war das für dich? Hast du dich jemals nachteilig, benachteiligt gefühlt oder wie war das für dich in diesen Lerngruppen auf die Herren dieses Faches irgendwie einzugehen?

R: Ja, ja, also am Anfang als ich dann frisch so im Studium war, dann dachte ich mir auch: „Oh, was willst du jetzt mit einem Männerstudium machen und so eine Männerarbeit.“ Aber als ich dann so die Vorlesung über, also all die Veranstaltung besucht habe, dann hat man schon wirklich so geschaut, dass wirklich so um die 40 % schon Frauen sind. Also es war wirklich nicht mehr so diese Dominanz von Männern. Also ich glaube, es ändert sich wirklich so, auch sogar bei dem Bereich, wo ich halt das Praktikum gemacht habe, also auch in dem, auch in der Baufirma oder auch bei dem Ingenieurbüro, da war es schon so mehr, also 40-30 %, also so 40 sogar, 40 %, locker 40 % sind Frauen. Also deswegen gehe ich davon aus, dass es nicht mehr nur Männerbereich ist, sondern auch Frauenbereich, aber halt je nachdem, ob man in der Bauleitung arbeiten möchte als Frau oder halt eher im Büro arbeiten möchte.

I: Also du hattest keine Probleme, Kommiliton:innen kennenzulernen.

R: Nee, nee, es war wirklich sehr, sehr, sehr flexibel und sehr entspannt.

I: Und auch dadurch, dass du internationale Studierende bist? War auch in Ordnung vielleicht auf die Bildungsinländer:innen zuzugehen, war auch okay?

R: Ja, einigermaßen. Also am Anfang war es halt noch schwierig, weil bei, also viele ja kannten sich damals noch nicht wirklich mit internationalen Studierenden halt aus, weil es, also so, ich würde sagen, so 2017/18 waren nicht so viele syrische, würde ich sagen, Studenten an den Unis.

I: Ach so, das meinst du!

R: Genau und deswegen als ich so mit den Studenten einfach so gequatscht habe und dann haben die gefragt: „Ja, kommst du eigentlich aus Kassel?“ Weil die haben ja nicht so wirklich bemerkt so den Dialekt, dann habe ich gesagt: „Nee, ich komme aus Syrien.“ Und da bei einigen hat man schon gemerkt, oh, die haben sich so auf einmal zurückgezogen oder bei einigen war es: „Ah, cool und wie bist du dazu gekommen?“ Also es ist halt auch so personenabhängig sozusagen, aber es war halt auch im Allgemeinen gut, also von daher war gar kein Problem.

I: Okay, also du bist voll zufrieden mit deinem Studium, ne?

R: Ja, auf den Fall.

I: Ja, also gut, du bist erst im ersten Semester des Masterstudiums, aber hast du vielleicht schon eine konkrete Vorstellung, wo du später arbeiten möchtest?

R: Ja, also auf jeden Fall würde ich gerne weiter in einem Ingenieurbüro arbeiten bei der Tragwerksplanung und so Statikbereich halt. Ja, also von daher ist das Ziel schon vorbereitet, muss nur Master haben.

I: Also weitere Möglichkeiten wären, hast du ja gesagt, auf einer Baufirma. Wo kann man noch tätig werden mit dem Abschluss?

R: Genau, ja, aber dann halt eher nicht so viel konstruktiver, also es ist halt abhängig. Es gibt Baufirmen, die nur rein Bauleitung machen und einige, die auch eher im konstruktiven Bereich auch was machen. Also es je nachdem wirklich wie groß die Baufirma an sich ist.

I: Wie eng arbeitet man da mit Architekten zusammen?

R: Relativ eng würde ich sagen. Also ich habe nicht so viel Erfahrung, aber durch mein Praktikum habe ich dann gesehen, also z.B. bei der Tragwerksplanung war es so, dass immer so ein Angebot immer erstmal von dem Architekt so das gezeichnet wird, sowie je nachdem, wie der Bauherr das haben möchte und wir müssten, also als Bauingenieure dann schauen, wie das Gezeichnete so in der Wahrheit ist und ob das zusammenhält oder nicht, oder z.B. so ein Bauteil z.B. die würden gerne ein Fenster irgendwo an einer Wand haben, wo aber die Last damit nicht hält, also wenn da ein Fenster kommt, wird das zusammenbrechen und da ist es halt, da muss man halt damit klarkommen, wie mit dem Architekten so das verständigen kann: „So, guck mal, hier geht es nicht aus technischen Gründen. Man könnte z.B. so alternative das Fenster hier bauen.“ Also man muss halt schon damit gut umgehen, ja.

I: Okay, also erst kommen die Architekten und dann der Bauingenieure ins Spiel.

R: Genau, die müssen halt das zeichnen, wie das aussehen soll, wie der Aufbau ist und wir müssen halt gucken, ob das Gleichgewicht da herrschen kann, so kurz zusammengefasst halt.

I: Ja, sehr spannend, also ich stelle mir das wirklich spannend vor so ein Bereich, ne, wo man

R: Ja man kann immer lernen, immer, immer viel lernen.

I: Wo man irgendwie Hochhäuser plant oder Brücken, also klar, alle Achtung! Ja, schön, dass du dabei warst und ja deine Geschichte, deine Erfahrungen und deinen Weg mit uns geteilt hast.

R: Ja, sehr gerne.

I: Hast du vielleicht noch zum Schluss irgendwie was, was du deinen Nachfolgern und Nachfolgerinnen aufs, ans Herz legen würdest? Oder einen Tipp?

R: Ja, ich würde sagen, bleibt immer dran, auch wenn es am Anfang stressig wird oder halt ihr denkt: „Oh ihr könnt nichts verstehen oder nichts nachfolgen.“ Das ist normal. Man lernt das halt und wenn man einen Willen hat, dann geht das also egal, wie schwer das ist und ich würde auch sehr gerne empfehlen so, wenn man z.B. irgendwas nicht versteht, googelt nach, recherchiert nach, weil die Lehr... Also es gibt nach jeder Veranstaltung wird halt so eine Folie geben, wo immer so die Literaturangaben sind und wenn man da sich anschaut, dann kann man konkret alles so exakt lesen und so wirklich verstehen von Null an, wie der Aufbau ist. Und ich glaube, das hilft wirklich, wenn man eine Hilfe braucht.

I: Ja, danke dir. Dann wünsche ich dir noch alles Gute in deinem Masterstudium und wie gesagt, schön, dass du dabei warst. Bis dann.

R: Danke schön auch für diese Gelegenheit.

I: Chao.

R: Bis dann. Tschüss