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Folge 32 - Ivanna

Herkunftsland und Erstsprache: UkraineUkrainisch

Studium in Deutschland: Masterstudium Psychologie1 Semester — Universität Würzburg

Publikationsdatum: Feb 03, 2023Aufnahmedatum: Jan 11, 2022

Folgende Informationen wurden in der Folge erwähnt, hier finden Sie weiterführende Links dazu:

Transkript:

I: Guten Tag zusammen. In der heutigen Podcast-Folge wird es um das Fach Psychologie gehen. Bei mir zu Gast ist Ivanna Khandra. Sie stammt ursprünglich aus der Ukraine und studiert zurzeit an der Universität Würzburg. Hallo Ivanna und herzlich willkommen!

Iv: Hallo Irina!

I: Na, wie geht's dir?

Iv: Danke, sehr gut und dir?

I: Ja, auch gut. Du bist im ersten Semester deines Masterstudiums, nicht wahr?

Iv: Ja, das stimmt.

I: Genau, und den Bachelorabschluss hast du auch in Deutschland, auch an der Uni Würzburg erlangt, oder?

Iv: Genau, ja.

I: Gut, also ich hoffe, habe ich alles richtig zusammengefasst und du bist uns aus München zugeschaltet?

Iv: Genau.

I: Wie komm... Wie kommt das? Wie kann man in Würzburg studieren und in München leben?

Iv: Das ist tatsächlich bisschen Corona geschuldet. Ich war zu Anfangszeiten von Corona in München, hab' Praktikum hier gemacht und mit meinem Freund zusammenge... gelebt und das hat sich dann auch rausgestellt, dass es sehr gut von weitem funktioniert und wir haben das beigehalten.

I: Ach, schön!

Iv: Genau.

I: Ach Pandemie hat auch was Gutes, ne?

Iv: Ja, auf jeden Fall.

I: D.h. für dich ist es wichtig, dass die Onlinelehre bestehen bleibt?

Iv: Tatsächlich ja, ich glaube, das ist ein seltener Fall. Ich glaube eher, alle Studenten sind eher dafür, dass es wieder zurück zu Präsenzunterricht zurückkehrt, aber für mich passt das momentan sehr gut.

I: Okay. Ja, bevor wir auf deine Situation zu sprechen kommen, starte ich eigentlich mit allen so: Würdest du uns bitte dein Fach mit fünf Schlüsselworten beschreiben, ohne eben das Fach selbst zu nennen?

Iv: Ja, gerne. Also das wäre dann in meiner Vorstellung menschliches Erleben, Verhalten, Emotionen, Neuronen und Physiologie.

I: Okay, könnte man schon erraten, ne?

Iv: Ja.

I: Das wird ja auch für die Folge dann benutzt oder genutzt, dass man eben eine Spannung aufbaut, was in der nächsten kommt. Okay, ja, danke dir. Genau, und jetzt möchte ich dich fragen: Erinnerst du dich, wie alles angefangen hat? Wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen, im Ausland bzw. in Deutschland zu studieren?

Iv: Das hat, der Anfang hat es noch in der Ukraine. Ich hab' in der Ukraine studiert, das war Lehramt und Jura als Fernstudium und irgendwie habe ich mich in beiden Fächern überhaupt nicht gesehen.

I: Warte, warte Jura und Lehramt auf, beides auf Fernstudium?

Iv: Nee, nee, also Lehramt war Präsenzstudium, ein Vollzeitstudium und Jura war Fernstudium.

I: Und das parallel?

Iv: Ja, genau.

I: Oh, was alles möglich ist.

Iv: Ja.

I: Und du hast beides tatsächlich geschafft, also abzuschließen?

Iv: Ja, ich habe beides geschafft.

I: Schön.

Iv: Ich habe beides abgeschlossen, aber trotzdem hatte ich nicht dieses Zufriedenheitsgefühl, weil ich mich nicht so wirklich in einem von den beiden gesehen habe, als, als dann späterer Beruf.

I: Okay.

Iv: Und als Auszeit und auch gleichzeitig schon im Lehramtsstudium habe ich für mich Psychologie entdeckt. Wusste noch nicht, wie ich dann jetzt umswitchen soll und

I: Also gab es als Nebenfach Psychologie?

Iv: Ja, genau. Als Nebenfach hatte ich Psychologie im Lehramt und war total fasziniert, dachte mir: „Okay, cool, das kann ich, das kann ich mir sehr gut vorstellen, lebenslang zu machen“, aber wusste nicht, wie soll ich jetzt umswitchen und nicht jetzt wieder so den, so einen langen Weg von Bachelor bis zum Master zu gehen in der Ukraine und als Auszeit bin ich dann nach Deutschland für ein Jahr als Au-pair gekommen, um Deutsch zu lernen.

I: Das war schon praktisch, ja, 'ne Vorbereitung, oder?

Iv: Das war so bisschen Vorbereitung, aber ich wusste noch damals nicht, ich konnte mir das gar nicht so wirklich vorstellen, wie kommt man auf das Studium in Deutschland und ich dachte als Auslandserfahrung ist es immer gut, also, halt so 'ne, so 'ne Möglichkeit als Au-Pair irgendwo zu sein, ist cool. Ich lerne neue Kultur, ich lerne die Sprache und ja kann

I: Ja und du konntest ja auch deine Lehramt-, Grundschul- Stud... Kenntnisse praktisch anwenden, oder?

Iv: Ja, definitiv, definitiv.

I: Okay. Irgendwo.

Iv: Ja, also mit den Kindern konnte ich immer gut umgehen und dachte das ist auch gute Auszeit ein Jahr, um zu überlegen, weil in der Ukraine studiert, also nach der Schule fängt man an dann sofort Studium an und

I: Ist man auch sehr jung, ne?

Iv: Ja und man ist

I: Das Abitur dauert

Iv: Genau.

I: kürzer denke ich.

Iv: Ja, ja, also mit siebzehn fängt man sozusagen schon an der Uni zu studieren und das ist so normal, das ist jetzt nicht was Außergewöhnliches.

I: Und in welcher Stadt hast du Au-pair gemacht?

Iv: Auch in München witzigerweise, also ich war schon immer an Bayern gewö…

I: Ah, so bist du auf Bayern gekommen!

Iv: Genau. Ich war ganze Zeit in Bayern tatsächlich.

I: Und hat dieses Jahr tatsächlich ausgereicht, um auf das bestimmte oder auf das notwendige Niveau zu kommen? Sprachniveau?

Iv: Ich hab' tatsächlich Deutsch schon in der Schule gehabt, aber sehr viel verlernt und nicht mehr in, in den Unizeiten nicht mehr genutzt, aber ich hab' nicht von A1 angefangen, sondern schon von B1 hier in München dann als Au-Pair und in diesem Jahr habe ich sehr viel Deutsch gelernt, meine Gasfamilie hat es auch sehr supportet und auch viel mehr investiert, finanziell sogar, weil da gibt es auch bestimmte Bedingungen, wie viel Gastfamilien für Sprachkurse bezahlen. Die waren da sehr, sehr, sehr supportiv und ich hab' dann tatsächlich in diesem Jahr Deutsch so gut gelernt, dass ich, dass ich mich schon für erste Deutschprüfung getraut habe.

I: Und, also du hast einen Sprachkurs an der Uni oder in einer Sprachschule gemacht?

Iv: Es waren unterschiedliche Schulen. Einmal war das Volkshochschule hier an der Uni, an der, in München, dann war es noch eine Sprachschule, Prisma hieß sie und als letzte war es Deutschkurse bei der Uni und die waren tatsächlich am, am, am hilfreichsten, sage ich jetzt, am impulsivsten und am hilfreichsten und

I: Und an welche Prüfung hast du dich getraut zum Schluss?

Iv: Ich hab' mich dann TestDaF getraut, aber das war leider nicht so erfolgreich, wie ich mir das vorgestellt habe.

I: War noch etwas zu früh?

Iv: Es war tatsächlich bisschen zu früh. Ich habe mich auch selbst für Prüfung vorbereitet mit den alten Prüfungs... Prüfungsteilen und da musste man, also ich hatte schon gut bestanden, aber für Psychologiestudium bräuchte man irgendwie 5, Note 5 in allen vi... Note 4 in allen vier Modulen und bei mir da war da so ein Mix von den Noten, von drei bis fünf und leider war dann das nicht mehr, nicht mehr für Psychologiestudium brauchbar, also ich konnte mich dann nicht mehr für Studium bewerben, für Psychologiestudium bewerben.

I: Also d.h. die Voraussetzung, die sprachliche Voraussetzung war TDN4 in allen Bereichen.

Iv: Genau, ja. Bei dem TestDaF.

I: Und welche Prüfung hast du dann noch absolviert?

Iv: Dann habe ich das bisschen, hab' mich, hab' mir gedacht: „Okay, ich mache das nicht mehr so alleine Vorbereitung, vielleicht hilft es mir noch einen Kurs zu machen“, dann habe ich noch einen Vorbereitungskurs wiederum bei der, Kurse bei der Uni hier in München gemacht und das war schon Vorbereitung für DSH.

I: Ah okay, dann kennst du beide Prüfungen?

Iv: Genau, ja, ich kenne beide Prüfungen und bei den, bei der DSH-Prüfung hat es dann sehr gut geklappt.

I: Schön, und dann? Oder hast du dich schon bereits zuvor vor der Prüfung beworben, um einen Studienplatz?

Iv: Nee, nee, ich habe tatsächlich erstmal Prüfung gemacht, weil ich wusste: „Okay, falls ich, falls es wieder irgendwas schief bei der Prüfung geht, dann brauche ich mich gar nicht mehr bewerben“.

I: Ja, okay.

Iv: Ja und sprachliche Voraussetzungen waren ein, den, den wichtigsten für das Studium, für Psychologiestudium und ich habe erstmal die Ergebnisse abgewartet und dann auch, natürlich auch davor schon alle Unterlagen vorbereitet, weil es war auch wiederum ein unendliches Paket von Dokumenten, was man alles vorbereiten musste.

I: Genau, du sagst ja, die sprachliche Voraussetzung war die Wichtigste. Welche, welche Voraussetzungen gab es noch?

Iv: Also es war dann, weitere Voraussetzung war Hochschulzugangsberechtigung und das wäre entweder deutsches Abi oder Studienkolleg oder man hat schon ein abgeschlossenes Studium im Heimatland und das war bei mir der Fall.

I: Und wurde das nicht als Zweitstudium angerechnet?

Iv: Nee.

I: Nee, okay.

Iv: Nein, weil es war, also ich habe Bachelor angefangen zu studieren und irgendwie ja, ich weiß diese Geschichte mit dem Zweitstudium und das wollte ich auch da damals klären, aber das hat bei mir gerechnet als Erststudium, weil das war Erststudium in Deutschland.

I: Okay.

Iv: Genau.

I: Und dann hast du dich wo beworben?

Iv: Und dann habe ich mich, also es war wiederum ewige Geschichte mit diesen Unterlagen, die man vorbereiten musste, weil alle Zeugnisse müssten beglaubigt werden und auch mit Apostille und übersetzt und noch Übersetzung beglaubigt werden, also ich erinnere mich an diese Zeit als: „Oh, ich dachte, wow wenn ich das schaffe, dann wird alles gut sein“.

I: Dann bin ich fertig mit dem Studium.

Iv: Genau, fast so in die Richtung, war aber falsche Vorstellung. Ich habe mich dann gezielt nur in Bayern beworben, weil es war dann mehr oder weniger gleiches Unterlagenpaket, weil je nach Bundesland hat sich das noch sehr untersch... also es waren untersch..., gab Unterschiede und je nach Uni gab es auch schon Unterschiede, weil manche Uni haben bisschen mehr verlangt, manch weniger und habe ich mir gedacht: „Okay, ich mache das in Bayern, weil dann ist das so ungefähr die gleiche, gleiche Unterlagen“. Und ich habe mich an drei Unis beworben: An Uni München, also an der LMU, dann Uni Eichstätt und Uni Würzburg.

I: Okay und bei der Uni Würzburg hat's geklappt.

Iv: Und bei Uni Würzburg hat's geklappt. Und ich war tatsächlich auch sehr froh, dass es bei der Uni Würzburg geklappt hat, weil Uni Würzburg kenne ich sogar aus meinen ukrainischen Vorlesungen in der Psychologie, weil Uni Würzburg hat in Psychologie eine weltbekannte Geschichte, da wurde erste Denkschule gegründet Anfang 20. Jahrhunderts und da dachte ich: „Oh, wow cool, cool das es genau an der Uni geklappt hat“.

I: Das war ein Zeichen!

Iv: Das war ein Zeichen, definitiv.

I: Also ich fasse noch kurz zusammen: Ganz viel Zeit einplanen für die Übersetzungen, Beglaubigungen und

Iv: Oh ja, am besten ein Jahr.

I: wahrscheinlich auch... Genau, wie, wie lange hat es denn gedauert nach deinem Au-pair und nach dem Bestehen der Prüfung, bis du dann angefangen hast zu studieren?

Iv: Das hat tatsächlich ca. ein Jahr gedauert, weil ich habe, Au-pair war dann im Oktober zu Ende und ich wollte, dann habe ich Prüfung geschrieben und dann war ich mir noch nicht so hundertprozentig sicher, möchte ich das unbedingt in Deutschland, möchte ich das nicht und dachte: „Okay, jetzt für Sommersemester werde ich nicht mehr schaffen, das alle Unterlagen vorbereiten und alles mit der Prüfung, mit der ersten Prüfung war das auch nicht so toll“. Und ja ungefähr ein Jahr ha... Das hat auch von den Umständen bei mir gepasst. Ich glaube, wenn ich mich da bisschen früher entschieden hätte, wäre es auch vielleicht schneller geklappt.

I: Und du hast dich bei den Unis an sich beworben oder bei uni-assist?

Iv: Nee, bei den Unis an sicht, an sich. Es gab auch mehrere Unis, wo man sich bei der uni-assist bewerben konnte, aber wiederum die haben andere Unterlagen verlangt und ich dachte mir, das tue ich mir nicht mehr noch einmal mit neuem Paket.

I: Ja und im Nachhinein hast du alles richtig gemacht oder würdest du das, wenn du das, das zweite Mal machen würdest, etwas anders machen?

Iv: Nee, ich habe das tatsächlich alles ganz richtig gemacht. Ich habe viele Freunde, die an der LMU studieren und es ist natürlich auch sehr cool und toll und von dem Forschungsstand ist Uni München auch unglaublich gut aufgestellt, aber ich bin so zufrieden mit dem Studium an der Uni Würzburg und es ist auch, es ist eine sehr große Universität, aber auch trotzdem sehr familiäre Universität. Man kennt sich mit allen, es ist, es ist, alle sind so hilfsbereit und die Stadt ist auch wunderschön mit, mit den Weinbergen und viel Wein. Also nee, ich würde das tatsächlich auf jeden Fall nochmal in der Uni Würzburg studieren.

I: Alles richtig gemacht. Und kam nicht der Wunsch nach dem Bachelor, nochmal Master woanders zu machen?

Iv: Tatsächlich eigentlich nicht, was mich auch selbst bisschen überrascht hat, weil ich gerne neue Orte für mich entdecke und, aber ich fand, ich fand das tatsächlich sehr herausfordernd das Studium, auch Bachelorstudium und, also Studium in Deutschland und

I: Allgemein.

Iv: Genau. Und ich fand das, ich hab, ich hatte so, so ein gutes gesättigtes Leben in Würzburg und ich kannte mich so gut mit der Uni, ich kannte mich so, ich ko... kannte alle und kann auch alle universi... universitären Mitarbeiter, also man, man kennt sich schon aus mit den Themen, mit den Gebäuden, mit den Forschungen, mit den Projekten und das war mir dann alles viel zu wertvoll, um zu wechseln.

I: Ja und wahrscheinlich hat auch die Pandemie 'ne Rolle gespielt, ne?

Iv: Genau.

I: Weil du ja schon da bist und in, in der Zeit, wo alles online ist, nochmal die Uni zu wechseln

Iv: Ja, ja.

I: ist wahrscheinlich nicht so einfach, ne?

Iv: Ne, glaube ich auch nicht.

I: Ja gut, dann erzähl uns mal was zu deinem Studium konkret. Welche Teilbereiche gibt es, welche Module, vielleicht auch gab es im Bachelorstudium? Was macht Psychologie aus? Was lernt man da?

Iv: Also in Bachelorstudium lernt man tatsächlich sehr, sehr viel. Im Masterstudium entscheidet man sich dann bisschen für spezifischere Fächer, für und geht bisschen mehr in die Tiefe. Aber im Bachelorstudium gab es mehrere Teilbereiche. So… solche, die man sich unter Psychologie auch vorstellt, wie z.B. Sozialpsychologie und Klinische Psychologie, Differenzielle Psychologie, das sind so typische Fächer, über die jeder denken würde, wenn man über Psychologie redet, aber auch sehr vieles anderes, wie Allgemeine Psychologie, wo man über Aufmerksamkeit, Wahrnehmung, Bewegung, Gedächtnis lernt, Emotionen, Motivation, dann überraschende Fächer, wie Statistik und Methoden der Psychologie, wo dann sehr viele, viele Komplikationen entstehen können für Studierende.

I: Was meinst du mit Komplikationen?

Iv: Ja, das es halt sehr, sehr anspruchsvoll ist.

I: Okay, also dass man Mathe und Statistik nicht unbedingt erwartet.

Iv: Genau, das verbindet man nicht unbedingt mit Psychologie als Laie.

I: Und warum ist das ein Bestandteil?

Iv: Weil das genau Psychologie zu Wissenschaft macht. Weil genau durch Statistik und sehr gute Methoden kann man Hypothesen entwickeln, widerlegen oder bestätigen und so funktioniert das.

I: Das macht dann die Forschung aus, ne, in dem Bereich?

Iv: Genau, das macht die Forschung aus in dem Bereich. Und das macht dann auch sehr spannend alles.

I: Und was war dein Lieblingsbereich?

Iv: Es ist tatsächlich sehr schwere Frage für mich, weil ich war so begeistert von Studium, von Psychologie überhaupt, dass ich in jedem Fach, jedes Fach genossen habe, sogar Statistik, auch wenn ich in Mathe jetzt nie so besonders gut war, aber im Nachhinein fand ich sehr spannend so solche Fächer, wie Biopsychologie, aber auch Sozialpsychologie, Neuroanatomie super spannend.

I: Was ist Biopsychologie?

Iv: Biopsychologie ist wie unser ja Erleben und Verhalten von unserer biologischen Seite mitbestimmt ist und alles was mit Hormonen, Neuronen zu tun hat.

I: Oh, sehr spannend.

Iv: Ja, total.

I: Dann vielleicht die Frage noch von der anderen Seite oder aus der anderen Perspektive gestellt: Zu welchem Thema hast du deine Bachelorarbeit geschrieben?

Iv: Ach, meine Bachelorarbeit habe ich tatsächlich in pädago

I: Die gab es auch, ne?

Iv: Ja, die habe ich in der pädagogischen Psychologie geschrieben. Das, aber da ging es tatsächlich um internationale Studierende.

I: Ah ja, interessant.

Iv: Da habe ich auch langjährig in einem Projekt mit internationalen Studierenden gearbeitet, bin auch als, erstmal als Versuchsperson da reingekommen und dann als HiWi geworden. Es ging um Sprache und Studienerfolg und ich

I: Ist es dieses Projekt mit der Uni Leipzig?

Iv: Genau, das ist das Projekt.

I: Ach, Erzähl!

Iv: Genau, das war

I: Das kenne ich.

Iv: Das war sehr, also ist auch weiterhin sehr spannendes Projekt, Langzeitstudie über die Abbruchsquote von internationalen Studierenden so, fast doppelt so hoch ist, wie bei den deutschen Studierenden und wir haben unterschiedliche, von unterschiedlichen Perspektiven, die Frage betrachtet und meine Bachelorarbeit, in meiner Bachelorarbeit ging es um selbstregulatorische Fähigkeiten der internationalen Studierenden, ob sie in dem Zusammenhang mit dem Studienerfolg stehen.

I: Und?

Iv: Ja, leider hat sich meine Hypothese tatsächlich nicht bestätigt, aber es lag wahrscheinlich auch bisschen an der, an den statistischen Berechnungen und wahrscheinlich auch ein bisschen zu wenige Daten. Aber auf jeden Fall Studienerfolg hängt von sehr mehreren Faktoren und unter diesen Faktoren sind natürlich Sprache, finanzielle Mittel, Sozialisation und natürlich unter der Sozialisation sind auch irgendwo die selbstregulatorischen Fähigkeiten von internationalen Studierenden, also es ist ein großer Mix, der etwas ausmacht.

I: Okay, klingt sehr spannend. Ich habe mal einen Artikel, glaube ich, bei der InfoDaF gelesen zu dem Projekt. Jetzt habe ich irgendwie das Bedürfnis, das erneut zu lesen. Wirklich. Habe schon vergessen, worum es da genau ging, aber das Projekt ist mir mal über den Weg gelaufen, genau.

Iv: Ja, ja, aber genau da in dem Projekt habe ich auch bemerkt, wie schwer sich internationale Studierende, also ich habe natürlich auch das selbst an mir erlebt, die ersten Semester, wie, wie krass ist es, das Studium in Deutschland anzufangen. Man hat so einen Mix aus Erfolgserlebnis und Frustration zu gleichem Zeitpunkt und

I: Hast du da 'n ein Beispiel oder ´ne Situation einfach nur um das zu visualisieren. Was ist da so krass?

Iv: Ja, z.B. man fängt, also es fängt schon bei der Sprache erstens, weil man hat diese komplizierten Prüfungen bestanden, man hat diese komplizierten Wege für Studiumbewerbung durchgegangen und man sitzt in der Vorlesung und versteht fast gar nicht, obwohl mein, mein Sprachniveau zu dem Zeitpunkt war schon C1 und ich dachte mir: „Das kann doch nicht wahr sein, dass ich hier sitze und fast gar nichts verstehe“. Aber die wissenschaftliche Sprache ist natürlich was anderes, als die Sprache, die man an den Deutschkurs, im Deutschkurs lernt und das kommt alles mit der Zeit, aber man weiß das, also es ist so bisschen Shock erstmal, das „Oh Gott, wie soll ich das denn schaffen?“ und

I: Und wie bist du da vorgegangen? Hast du 'n extra Kurs besucht oder wie du sagst, das kommt einfach mit der Zeit?

Iv: Ich habe einfach viel gelernt. Ich habe viel, viel gelernt mich mit, mit den In.. Studieninhalten auseinandergesetzt, viel gelesen, viel Zeit darin einfach investiert und Deutsch war tatsächlich auch in meinem, in, sowohl in der Uni als auch in meinem privaten Umfeld, weil ich sehr viele deutsche Freunde hatte und irgendwann mal hat sich das immer so von sich selbst bisschen gebessert, also ich musste nicht noch extra Kurs machen, hätte ich auch wahrscheinlich nicht mehr geschafft neben dem Studium im ersten und zweiten Semester, aber man lernt sehr schnell und sehr viel.

I: Und gibt es immer noch Bereiche, die dir schwerfallen?

Iv: Witzigerweise ist es weiterhin Statistik natürlich, weil im Master hat man auch weiterhin Statistik, tatsächlich sehr anspruchsvolle Hochschulmathe und natürlich nicht mehr so, nicht so schlimm, wie Statistik I, wie ich mich erinnere, aber auf jeden Fall trotzdem weiterhin sehr viel für Verständnis und sehr viel für logisches Denken und Berechnungen und auch wenn ich jetzt, wenn ich mich jetzt heutzutage sehr sicher in meinen Deutsch-Sprachkenntnissen fühle, trotzdem ist es immer wieder bisschen Herausforderung, das auf Deutsch nochmal zu lernen und so weiter.

I: Okay und wenn du jetzt z.B. du hast ja jetzt 'n abgeschlossenes Studium auch in der Ukraine, wenn du so ein bisschen vergleichst, ich weiß, es ist schwer, es sind unterschiedliche Lernkulturen, es ist vielleicht Lehramt nicht unbedingt mit einem Bachelor und Psychologie zu vergleichen, aber wo siehst du da große Unterschiede? Oder gibt es die überhaupt?

Iv: Natürlich, ich finde es ist komplett anders. Es ist so wie unterschiedliche Kulturen, wie du gesagt hast davor. Also als allererste finde ich, dass deutsche Universitäten sind sehr frei gestal... also was die Gestaltung angeht und sehr flexibel. Das hat man an der, an eine ukrainische Universität überhaupt nicht, dass man sich aussucht, okay, dieses Semester mache ich die zwei Fächer und nächstes Semester mache ich die neuen Fächer. In der Ukraine hat man bestimmte Anzahl von Fächern, von Modulen, die man in einem Semester abschließen soll und da gibt es keine Wahlmöglichkeit, das ist alles vorgegeben.

I: Das ist wahrscheinlich wie in der Schule.

Iv: Genau, wie in der Schule und dann hat man auch sogar so einen Kursleiter bzw. Gruppenbetreuer. Das hat man auch an der deutschen Uni gar nicht und das war auch wieder zum Projekt Sprache und Studienerfolg, wo wir geforscht und gelesen haben, dass es sehr, sehr herausfordernd ist, genau für die internationalen Studierenden dieses System zu verstehen, wie funktioniert Universität überhaupt, weil es gibt keine Person, die dich betreut und ihr sagt: „Okay, in diesem Semester machst du so viel und so viel, er... erwirbst du so viel ECTS-Punkte und im nächsten Semester kannst du bisschen weniger machen und im nächsten Semester kümmere dich schon um Praktikum“, sondern da, da muss man irgendwie selbst alles auf, auf die Sachen kommen und auf die Information.

I: Aber gibt es das nicht als im ersten Semester, als ja Info, für die Neuankömmlinge?

Iv: Klar, klar, natürlich. Ja, ja, ja es gibt, aber ja alles, was, was in ersten zwei Wochen passiert, vergisst man ganz schnell.

I: Okay, klar.

Iv: Aber das Gute ist, also genau in der deutschen Uni ist man so, soll man sehr proaktiv und initiativ sein. Man soll auf jeden Fall nach falls, falls man sich bisschen verloren fühlt, nach Hilfe suchen, das nehmen auch nicht viele in Anspruch. Nicht viele gehen zur Studienberatung, weil eigentlich ist das total unterstützendes System. Ich hatte es auch selbst gemacht, ich bin dann auch zur Studienberatung gegangen, oder auch mit Statistik, ich war so überfordert, dachte mir: „Oh mein Gott, das ist alles so kompliziert, wie schaffe ich das denn?“. Dann bin ich zu meinem Dozenten gegangen und haben einfach nach Rat gefragt, wie so, wie, wie würde er mir das empfehlen zu lernen und was soll ich berücksichtigen und das war total nett und unterstützend, er hat mir empfohlen, einfach sehr viel zu üben und vom ersten, also auf keinen Fall zu schieben im Sinne

I: Auf nächstes Semester.

Iv: auf nächstes Semester, sondern, also auch wenn ich Prüfung vielleicht nicht schreiben möchte, weil ich mich noch nicht so fit fühle, sollte ich auf jeden Fall jedes Semester ganz, ganzzeitig so dabeibleiben bei den Inhalten und das war tatsächlich, was ich mir dann sehr ernst vorgenommen habe und deswegen habe ich das dann auch ziemlich schnell dann geschafft, wo ich da an ersten Tagen dachte: „Puh, nee, das, das, das wird nichts. Jetzt bin ich hier, jetzt ist, jetzt ist Schluss mit dem Psychologiestudium“.

I: Okay, und gab es oder gibt es eine Fachschaft, wo man an die Studierenden höhere Semester sich wenden kann?

Iv: Ja, ja, es gibt auch Fachschaft, die haben auch immer alle Informationen, die man braucht und können sehr, sehr gut unterstützen. Was auch gut ist, man kann auch genau da Kontakte sofort zu knüpfen mit eigenen Studierenden aus eigenem Fach. Es gibt generelle Studienberatung, es gibt International Office, es gibt spezifische Fachstudienberatung, also ich würde das auf jeden Fall allen empfehlen, in Anspruch zu nehmen, weil es wird dann viel einfacher.

I: Also ich würde das schon als einen Tipp von dir zusammenfassen, ne?

Iv: Ja.

I: Also nicht lange warten, wenn man Probleme hat.

Iv: Genau, ja.

I: Einfach schauen

Iv: Einfach schauen und aktiv und proinitiativ sein und auch sogar an die, sich an die, an eigene Kommilitonen zu wenden, das war auch super tolle Erfahrung, dass ich dann, also natürlich waren das auch zum Teil schon Freunde, aber immer konnte ich mit meinen Fragen kommen und vielleicht irgendwas zu erklären oder Lerngruppe zu bilden. Das ist auch total hilfreich, wo ich am Anfang dachte: „Hmm, nee, ich weiß es nicht, ich, ich lerne lieber gerne alleine“. Und das denkt man immer irgendwie als erste und sofort und dann noch diese Vergleiche: „Ah, ich weiß nicht, ob ich so, schon so gut bin, um mit den anderen zu lernen, vielleicht sind sie schon viel weiter mit den Inhalten“. Aber das ist alles Quatsch, man soll sich zusammen mit anderen tun, weil erstens, es macht Spaß, es ist nicht so, nicht so langweilig, wie alleine zu lernen und zweitens, man lernt viel, viel schneller und man lernt auch anders als alleine und es werden einfach auf unterschiedlichen Wegen Informationen aufgenommen, nicht nur so stupid auf eine eigene Art und Weise, wie man lernt.

I: Und sind ja auch Gleichgesinnte, ne, die das ähnliche Ziel verfolgen.

Iv: Genau, genau und man hat auch Pause zusammen, man kann auch Pause zusammen machen, so bisschen entspannen. Man hat auch gleiches Leid, aber auch gleiches Glück.

I: Okay.

Iv: Also ist auf jeden Fall

I: Hast du diese Kontakte in der digitalen Zeit nicht verloren?

Iv: Nee, tatsächlich nicht. Wir haben auch jetzt mit paar Freunden Lerngruppen. Also das sind natürlich dann nicht die gleichen geblieben wie, wie es in Präsenzseiten war, weil man hat sich auch früher getroffen, und so 'n bisschen zusammen gechillt, was gegessen, was gekocht, das war auch Teil vom Lernprozess.

I: Kann man auch machen, wenn jeder bei sich zu Hause.

Iv: Genau, aber jetzt, jetzt machen wir das über Zoom und das ist auch sehr coole Erfahrung, ja halt nur bisschen anders.

I: Genau. Vielleicht noch mal zu den Inhalten des Studiums an der Uni Würzburg: Muss man da viel lesen, schreiben, also gibt es eher mehr Prüfungen als Prüfungsleistungen, ich meine jetzt Klausuren oder mündliche Prüfungen oder eher was mehr schriftliche Arbeiten? Wie siehst du das?

Iv: Also im Bachelorstudium und man muss auch fairerweise sagen vor Corona war es sehr viel auf Prüfungsleistungen aufgelegt, also man lernt, lernt, lernt während des Semesters und dann schreibt man eine Prüfung. Es gab aber auch viele Möglichkeiten, Vorträge zu halten, also es war immer Teil des Seminar... Seminararbeit, aber hauptsächlich waren das tatsächlichen Prüfungen. Also wir haben schon sehr wenig geschrieben, also in wenigen, in wenigen Teilmodulen konnte man irgendwie Hausarbeit oder Essays schreiben und dann war auch Bachelorarbeit als letzter Schritt.

I: Ja klar, und gab es auch praktische Studien oder Praktika?

Iv: Ja, sowohl in Bachelor- als auch im Masterstudium musste man zwölfwöchiges Praktikum absolvieren.

I: Und das hast du ja in München gemacht, hast du gesagt, ne?

Iv: Ja, also ich habe das tatsächlich auch in München gemacht, also davor hatte ich ein zwölfwöchiges Praktikum in einem Krankenhaus in Werneck, das es in der Nähe von Würzburg ist, gemacht, also in der Psychiatrie und dann war ich so überrascht von, von der Arbeit in der Psychiatrie und wie es alles tatsächlich ziemlich kraftraubend ist, dass ich mir dachte; „Okay jetzt schaue ich mir nicht mehr andere Extreme in Psychologie an“ und bin dann in Arbeits- und Organisationspsychologie gegangen und habe Praktikum an der BMW gemacht.

I: Aah!

Iv: Ja.

I: Im, im B... BMW-Werk?

Iv: Nee, nee, im Personalbereich von BMW, das

I: Ja, gut, aber ist

Iv: Ja, ja, aber, genau an BMW-Werk sozusagen.

I: Was hast du da so gemacht?

Iv: Ich war in der Personalentwicklung und ich habe mich, also wir haben da die Trainings organisiert für die, für die Mitarbeiter. Das waren Trainings zu psychischer und physischer Gesundheit. Es hat total gut von der Thematik und den Inhalten zu meinem Studium gepasst und war auch sehr spannende Erfahrung.

I: Und hast du schon ein konkretes Berufsziel vor Augen? Geht es in diese Richtung oder?

Iv: Ja, das ist so bisschen Mittelweg von beiden. Ich würde gerne, sehr gerne doch so bisschen in dem, im, in Beratungsrichtung gehen und mich weiterhin gerne mit den psychologischen Themen beschäftigen, weil man kann auch natürlich in Arbeits- und Organisationenwelt kann man dann sehr krass umswitchen auf, auf, auch auf nicht so krass psychologisch-spezifische Themen, aber, also ich stelle mir das vor, dass ich später in Beratung gehe und halt auch in dem gesunden Kontext arbeite, also halt in die Richtung Persönlichkeitsentwicklung und Personalentwicklung vielleicht.

I: Ja, da sind schon konkrete Pläne, ne?

Iv: Ja.

I: Und wo siehst du deine Zukunft hier oder? Du bist ja international aufgestellt und ich meine mit Jura, ob das Fernstudium war oder nicht, Grundstudium Lehramt und jetzt Psychologie, also kann man einiges machen.

Iv: Kann man einiges machen, natürlich, aber ich glaube, am besten ist es, wenn man bisschen spezifischer sich aufstellt und in eine tiefere Richtung geht, also ich kann mir das hier so vorstellen und

I: Und auch hier in Deutschland, ne?

Iv: Ja, schon hier in Deutschland auch aufgrund dessen, dass man sich so sehr an einen Ort gewöhnt und an ein gleiches System, an gleiche Kultur gewöhnt, dass ich mir das, also ich bin jetzt seit viereinhalb Jahren in Deutschland und ich kann mir das sehr schwer vorstellen. Also ich glaube, es ist sehr, sehr große Umstellung, jetzt wieder nochmal neuen Anfang irgendwo zu machen.

I: Das klingt doch schon sehr gut. Ich wünsche dir dabei viel Erfolg.

Iv: Vielen Dank.

I: Und bedanke mich nochmal, dass du da warst. Zum Schluss noch, du hast ja schon einiges geraten deinen Nachfolger und Nachfolgerinnen. Hast du vielleicht noch irgendwie was Besonderes? Nützliche Tipps?

Iv: Ja, also ich glaube, jeden möchte ich tatsächlich ans Herz legen, offen zu bleiben und auch offen den anderen Menschen zu bleiben. Ich kenne das, wie schnell man sich tatsächlich bisschen als fremd fühlt mit so vielen Herausforderungen in einem anderen Land und mit dem Studium und wie schnell man auch merkt: „Okay ich bin anders, ich denke anders, es ist alles hier so durchgeplant in Deutschland und alles so konkret und auch ein bisschen konservativ“, aber da soll man sich nicht zu früh enttäuschen und tatsächlich offen bleiben und freuen, also weiterhin so mit offenen Herzen und Augen und Händen bleiben und einfach das Positive aufnehmen und man, man wird auch sehr positiv angenommen von den anderen. Also ich habe sehr, sehr, sehr viele Freunde hier. Für, für die Freundschaft bin ich auch unglaublich dankbar und auch sehr viele Möglichkeiten für mich entdeckt, die ich vielleicht in der Ukraine nicht in dem Maße und nicht in dem Sinne haben würde.

I: Ja gut, vielen Dank. Dann dir, wie gesagt, alles Gute auf den Weg. Das war Ivanna. Bis dann.

Iv: Danke sehr, bis dann.